KlangSteine

Professor Klaus Fessmann ist Pianist, Komponist, Klangkünstler und lehrt Komposition an der Universität Mozarteum Salzburg. Seine Kompositionen beschäftigen sich in erster Linie mit den Klängen, die von speziell gesägten Steinen erzeugt werden.

Anfang der 90er Jahre hat er die Steine entdeckt und gemerkt, dass sich bisher niemand um den Klang derselben gekümmert hat. Er war so fasziniert davon, dass er KlangSteine zu seiner Lebensaufgabe machte.

Denn der Klang der Steine ist eine bislang ungehörte Musik. Sie ist eine Musik der Erde, das in Klang geformte Gedächtnis dieser Materie, jenseits aller Spekulation oder Verklärung. Sie wird oft als Musik voller Geheimnisse bezeichnet.

Für Professor Klaus Fessmann ist diese Musik schwerelos, jenseits der Zeit, hat ihre eigene Kraft und Wirkung und ist keiner Kultur zugehörig. Diese Musik ist die höchste Form von Kooperation, der Gegenpol zu Konkurrenz. KlangStein-Spielen ist noch weit mehr, es ist neben der Musik als höchster Form humanen Empfindens die tägliche Klangübung zur Vermeidung von Macht und deren Ausübung.

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Nachdem er die Steine entdeckte…

…gründete Fessmann KlangStein-Ensembles
…schrieb Kompositionen
…entwickelte eine Notenschrift für die Steine
…spielte Hunderte von Konzerten
…begründete eine KlangStein-Therapie
…bildete Menschen im Spielen aus
…beforschte die Tätigkeit
…schrieb Bücher.

In der Geschichte Chinas findet man die ersten ausführlichen Hinweise auf die Klanglichkeit des Steines. Nach den vielfältigen Mythen über den Klingstein liefern archäologische Funde aus der Shang II-Dynastie (1350–1050 v.Chr.) die ersten konkreten Beispiele. Trommeln mit den dazugehörenden Schlegeln und ein nur hier vorkommender KlingStein, ein ch´ing, werden gefunden.

Die genauere Bezeichnung für den Klingstein, der eine bestimmte Größe zu haben hatte, war t´e-ch´ing. Das umfangreichere Klingsteinspiel hieß pien-ch´ing. Der Fundort enthielt noch Flöten, die der Okarina gleichen, und Steine, die genau gestimmt waren.

Der Klingstein wurde in pentagonaler Form gebaut und an einem Gestell aufgehängt. Er stammt aus der früheren oder mittleren Chou-Zeit.

Für den Jadeklingstein (rechts) wird das edelste Material verwendet, welches sehr selten vorkommt. Jade war damals und ist noch heute äußerst wertvoll. Der abgebildete Klingstein war sehr beliebt. Er stellt in Form einer Scheibe den Himmel als yang-Prinzip und die Erde in der Mitte als yin-Prinzip dar.

Das Klingsteinspiel wird pien-ch´ing genannt und heute noch verwendet. Gestimmte Platten werden in einem Gestell aufgehängt und schwingen frei. Die meisten Klingsteinspiele sind nicht mehr in China zu finden, sondern werden in archäologischen Museen aufbewahrt. Die Abbildung links stammt aus dem Royal Ontario Museum of Archaeology von Toronto. Die 16 verwendeten Steine sind alle gestimmt und beinhalten 12 Halbtöne in der Oktave. Klingsteine behalten ihre Stimmung über Jahrzehnte mit geringster Abweichung bei.

Der Klang der Steine

• Es ist der Klang, der das Echo in den Bergen bildet, für die Orientierung.
• Es ist der Klang, der sich nach dem Aufstehen im Bad durch die Fußsohlen erfühlt.
• Es ist der Klang, der morgens in der Teetasse, die immer aus Stein ist, tönt.
• Es ist der Klang des Handlaufs im Treppenhaus, den die Hände spüren.
• Es ist der Quarz im Handy, der den Stein klingend am Ohr hält,
• Es ist der Klang, der immer älter sind als das Leben, es ist die tönende Ursprache

Die Musik der Steine

• Es bleibt niemals bei einem Klang wenn der Stein tönt.
• Ihr Verstehen ereignet sich in der Komplexität musikalischen Denkens.
• Es tönen Pulsationen, Vibrationen, Bewegungen im Raum, Klänge, Rhythmen, Harmonik
• Es ist die Komplexität ihrer Zusammenfügungen, das Componere
• Er, der Stein beginnt in den Händen zu zittern, zu vibrieren, verbindet sich, öffnet sich und
entfaltet eine Art klanglicher Zeitlosigkeit.

Eine eigene Musik

Dies und noch einiges mehr macht Musik und alle Bereiche des Lebens aus. Die Ganzheit der menschlichen Existenz ist hier bedeutsam und gemeint. Hierzu gehört nicht nur der Geist, sondern auch die Materie, die in ihrer Klanglichkeit denkfähig ist, auch die Seele.

Der Stein ist sicherlich die genialste Materie, in welcher Klang angelegt ist. In den Steinen können die Klänge bewegt werden, es können ganze Klangkomplexe durch den Stein gezogen werden, um sie schließlich an einer Stelle, die eigentlich einen ganz anderen Klang besitzt, verklingen oder in einen anderen Klang übergehen zu lassen.

„Wenn die gewässerten Hände den KlangStein berühren, erfüllt ein tiefes Raunen den Raum, wird diese Musik der Erde nicht nur hör- sondern überall spürbar, manifestiert sich dieser Klang als das Gedächtnis der Erde, letztendlich ewig, keiner Mode unterworfen.“ FAZ

Die Entwicklung der Musik der Steine

Vor fast 30 Jahren begannen wir mit den Steinen zu musizieren, begegneten ihnen ehrfurchtsvoll. Ganz zu Beginn schon war es der gregorianische Choral, dem sich die Steine im Kloster Beuron öffneten.

Buch „Vom Stein zum Klang zum Menschen“ Kapitel 3.4. in Ausschnitten

Die Notation der Musik der Steine

Jeder Klang verlangt sein Zeichen, verlangt das Sehen, nach dem Ohrenlicht kommt das Augenlicht, nach der Erkenntnis des Hörens die Erkenntnis des Sehens. So entstanden eigene Zeichen für die Klänge, meistens Spielzeichen, die den Klang, seine Art ihn aus dem Stein zu zaubern symbolisierten.