Kunst und Therapie

In den letzten Jahren wurde ich, ohne mich dafür beworben zu haben, in zwei Akademien gewählt: Der “Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste in München” und der “Académie Européenne” des Sciences des Lettres et des Arts in Paris.

Beides ist eine große Ehre für mich und erfüllt mich mit Stolz.

Ich wurde aufgenommen als Professor, als Musiker, als Komponist, als Pianist, auch als Therapeut und Heilkundler. Wahrscheinlich auch als Mensch, sicher als wilder Künstler.

Hier geht es endlich um Inhalte, um Qualitäten, nicht um Macht und Geld. Beide Dinge halte ich mit allen Mitteln von der Musik fern, sie hat diese Dinge nicht nötig. Sie darf davon nicht beschmutzt werden.

So lernte ich in meinem akademisch-künstlerischen Leben nach und nach dergestalt über Musik zu sprechen, dass man die Musik in den Worten hörte und es keinen Unterschied mehr von Kunst und Therapie gab:

„Obwohl die Töne und Klänge des KlangSteins eine sehr lange Einschwingzeit haben, es einfach seine Zeit dauert, bis dies alles im Raum und im Körper ist, können wir doch unmittelbar auf alles reagieren, was sich um uns oder mit unserem Gegenüber ereignet. Was erkennen wir alles in der Mimik und Gestik, auch den Mitteilungen des Patienten, der am Partnerstein, gegenüber von uns sitzt.”

Klangstein

Die Leichtigkeit des Spielens

Schon beim „Die- Hände-auf-den-Stein-Legen“ des Patienten bleibt dem Therapeuten kaum mehr Platz, um den KlangStein in Schwingung zu versetzen.

Was macht man in einem solchen Fall?
Wie kann man mit zwei Lamellen, die einem der Patient gerade noch so erlaubt zu nutzen, eine vernünftige KlangStein-Therapiestunde abhalten?

Zunächst wird man dem Patienten die Leichtigkeit seiner Handauflage ans Herz legen. „Nässen Sie Ihre Hände, nässen Sie den Stein!“, wird man als erstes sagen.

Auf dass es den Händen im Weichen und Sanften genauso wohl ergehen möge wie dem Stein. Ein schönes, ein wohlklingendes Ritual für beide.

Der Hinweis auf das Spüren wird folgen: „Achten Sie einmal, wo Sie die Töne und Klänge des KlangSteins in den Händen fühlen! Und ansonsten halten Sie Ihre Hände leicht und ganz empfindsam auf dem Stein.“

Jeder Hinweis öffnet die Sinne, lenkt ab vom Alltag, gibt den Fokus frei auf die eigenen Bedingungen.

Zwei Lammellen haben Sie nun vor sich, die anderen sind nicht frei, sie können nur teilweise frei schwingen. Durch das Auflegen der Hände sind sie etwas gedämpft.

Würde man sie spielen, könnte es sein, dass man zu viel Kraft verwendet. Dies würde zu zu einer Behinderung der Klangentfaltung führen.

Nun, zwei Lamellen sind ausreichend. Auch mit zwei Lammellen kann man, wenn man will, ein ganzes Konzert spielen.

Es ist auch nicht empfehlenswert mit beiden Lammellen anzufangen, die vorderste reicht im Moment. Die zweite nehmen wir erst später hinzu.

Die Hände sowie der Stein sind genässt und somit sind alle Voraussetzungen erfüllt, die tönenden Schwingungen zu erzeugen, um den Raum zu füllen und die eventuell lädierten Hände und Arme unserer PatientInnen zu behandeln.

Die „synchrone Bewegung“ ist hier nicht zielführend, sie verwenden wir am Partnerstein. Dort, wo die neuronalen Netze die Imitation hervorrufen.

Klangstein

Die Faszination des Tönens

Hier jetzt, in dieser Situation, ist der Beginn mit der alternierenden Bewegung, dem seitenalternierenden Vorgehen ideal.

Als erstes bewegen wir die beiden Hände im Wechsel hin und her in einer gleichmäßigen Art und in einem Tempo, welches einem zügigen Gehen entspricht.

Wir bewegen sie in einer minimalen Wegstrecke von nur wenigen Zentimetern über der ersten Lamelle. Und wir bewegen sie, ohne einen Ton oder Klang zu erzeugen, zwischen Luft und Stein.

Wir berühren ganz leicht den Stein, haben schon den Kontakt mit ihm, denken uns aber noch keinen Ton, keinen Klang, nur Bewegung.

Wenn dann durch die Berührung, das leichte „In-Bewegung-Setzen“ der Steinlammellen, wenn der erste Ton erklingt, ist die Überraschung, die Faszination über das Tönen unendlich groß.

Diese ersten Töne, diese ersten Klänge sind ganz fein, sehr empfindlich und wunderschön zugleich. Sie führen ein in all das, was hieraus entsteht, in alle Folgen.

Es ist gut, diese Klänge zu halten. Vom Leisen ganz langsam, am besten wellenförmig lauter und wieder leiser zu werden.

Der tiefe Ton an der ersten Lammelle kommt am besten, wenn man ihn mit dem Ballen spielt. Er brummt immer ein wenig, braucht viel Ruhe und Zeit um sich zu entwickeln. Man muss sie ihm geben, sonst fühlt sich hier niemand richtig wohl – der Stein nicht, der Patient nicht und der Therapeut erst recht nicht.

Die erste Veränderung, wenn der tiefe Ton sich gut eingefunden hat, beginnt, wenn man an der ersten Lammelle auf und ab wandert. Immer in der Mitte gespiegelt, immer ahmt eine Hand gespiegelt die andere Hand nach.

Es wird sich die Farbe des Klangs ändern, es werden hohe Töne (Obertöne) hinzukommen, die Lautstärke wird sich ändern. Das sind alles Folgen dieser Bewegungsart.

Wir haben nichts direkt verändert. Wir haben das Tempo gleich gelassen, die Wegstrecke gleich, das Verhältnis zum Stein gleich. Wir haben uns nur entlang der ersten Lammelle bewegt. Und trotzdem ändert sich der Klang – eine sehr faszinierende Erfahrung.

Klangstein

Die Macht der Klänge

Wenn es uns gelingt, in eine Stimmung der Achtsamkeit hineinzugleiten, geleitet durch die Klänge der Steine, wird dies auf die Patienten, die Zuhörenden ausstrahlen. Es kommt nicht nur auf das an, was ein Patient tut, sondern auch und manchmal zuerst auf das, was sie oder er erfährt, hört, fühlt, tastet.

Wir müssen den Mut haben, uns nicht gedrängt zu fühlen, immer etwas Neues bieten zu müssen.

Unsere Patienten ruhig und gelassen zu beobachten, sie unsere Konzentration und Achtsamkeit, unsere Behutsamkeit im Umgang mit den Klängen spüren zu lassen, ist eine hohe Form der Therapie.

Wir dürfen der Macht – die keine ist – der Klänge vertrauen. Auch wenn unsere Klänge oder die der Patienten nicht perfekt sind.

Hier schleiche ich mich aus meinem Text heraus und in einen Text von Friedrich Hölderlin hinein, mit dem ich schließe:

Ich verstand die Stille des Aethers,
Der Menschen Worte verstand ich nie.
Mich erzog der Wohllaut Des säuselnden Hains
Und lieben lernt ich
Unter den Blumen…….