Beziehungssysteme: Der Quell aller Möglichkeiten

Liebe Leserschaft,

die Mächtigen dieser Erde scheinen unsäglich viel mehr Macht zu haben, als ich mir zwar dachte, es aber auf keinen Fall akzeptieren wollte.

Weder die Kirche noch die Politik noch die Wirtschaft verstehen, was es heißt, dass diese Welt aus Klang besteht.

Sie schauen mich verächtlich von oben herab an und denken sich wohl so ihres über einen wahrscheinlich leicht bis schwer verwirrten Künstler. Da scheint nicht einmal der „Professor“ zu helfen.

Von was ich spreche? Vom Klang der Steine in der Kathedrale Notre Dame in Paris.

Dieser Klang interessiert offensichtlich NIEMANDEN. Auf jeden Fall im Moment nicht.

Später vielleicht schon, wenn der Herr Staatspräsident den Mund zu salbungsvollen Worten öffnet und niemand ihn versteht. So wie es auch vor vielen Jahren im deutschen Bundestag war, als niemand hörte, was der Kanzler sagen wollte.

Die Architekten hatten, wie heute so üblich, die Akustik, den Klang des Raumes, die Musik des Ortes vergessen zu bedenken. Und damit hörte niemanden den anderen, ein perfektes Babylon.

Resonanz und Dissonanz

Sich zu hören, zu verstehen, Resonanz haben, „in Resonanz sein zu können“ heißt, wie Alexander Lauterwasser sagt, „lebendig zu sein“.

Beziehungssysteme

Und wie selten ist dies geworden in der Welt der Kopfhörer, der Sticks und was es so alles gibt.

Wobei dies, schaut man in der Geschichte nach, auch schon in früheren Zeiten ein beachtliches Problem war, wie bei Novalis zu lesen ist:

„O! Dass der Mensch (…) die innere Natur verstände, und einen Sinn für äußere Harmonie hätte.
Aber er weiß ja kaum, dass wir zusammen gehören, und keins ohne das andere bestehen kann.
Er kann nichts liegen lassen, tyrannisch trennt er uns und greift in lauter Dissonanzen herum.
Wie glücklich könnte er sein, wenn er mit uns freundlich umginge, und auch in unsern großen Bund träte, wie ehemals in der goldenen Zeit, wie er sie mit Recht nennt.
In jener Zeit verstand er uns, wie wir ihn verstanden. Seine Begierde, Gott zu werden, hat ihn von uns getrennt …“

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Seit einigen Wochen arbeite ich an einem umfangreichen, faszinierenden Architekturprojekt.

Dies führte mich wieder zurück in Zeiten, in welchen mein Leben ein einziges musikalisches Tun, künstlerische Arbeit, Lesen, Spielen, Denken, Diskutieren und Austauschen war.

Vielleicht Elfenbeinturm, gleich wie, es war wichtig und bedeutungsvoll für mein Sein.

In meinem Leben beginnt die Realität immer darin, dass die Kunst, die Phantasie, die Vision alles auslöst, was sich dann in Natur- oder/und Geisteswissenschaft manifestiert. Schließlich entwickelt es sich in fertige Werke, in Bücher, Kompositionen, in Häuser und Gärten weiter.

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Denken in Beziehungssystemen

Heute ist das Leben geprägt von Spezialisten, der Universalgelehrte ist ein Vehikel der Vergangenheit.

Was nicht bedeutet, dass es nicht wichtig wäre, so viel wie möglich unterschiedliche Phänomene, Disziplinen, Elemente zusammenzubringen, um ein sinnvolles und sinnerfülltes Ganzes zu entwickeln, zu skizzieren, zu gestalten, zu bauen und zu nutzen.

Nach den für mich unbefriedigten Zeiten der Isolierung von Einzelelementen, dem typischen abendländischen Denken der Zurückführung aller Phänomen, aller Materie, aller Denkweisen auf das so klein wie mögliche atomare Ding, geht seit einigen Jahren – und ging im Grunde in den alten Kulturen immer schon – das Denken erst in der Entwicklung von Beziehungssystemen und deren gegenseitiger Befruchtung los.

Das ist und war das Wichtigste.

„Leben ist Beziehung“, sagt Pater Pausch, dessen Heilkräuter-Mandalas ich komponierte.

Die Septes Artes Liberales

So traf ich wieder auf die Sieben Freien Künste, auf die Septes Artes Liberales.

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Auf die Lehre von den Zahlen und deren Bedeutung, der Arithmetik.

Als zweites die Geometrie, sowohl der allgemein bekannten Geometrie als auch der heiligen Geometrie, der Lehre des Zeichnens von Linien und Kurven, von Körpern, von Proportionen.

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Die Musik als die tönende, klingende Proportionenlehre, der Harmonie der Welt.

Die Astronomie als die Ordnung der Gestirne, sowohl als die Lines auf der Erde als auch die Signatur der Sphären.

Diese vier Disziplinen, alle verbunden durch die umfassenden Lehren der Schwingungen, wurden schon zu Zeiten der alten griechischen Philosophen als das QUADRIVIUM bezeichnet.

Dieses Quadrivium ist ein großartiges Beziehungssystem, da alle Disziplinen miteinander zusammenhängen und erst dadurch die Welt und die ganzen Systeme, deren Bau, deren Inhalt und Bedeutung verstanden werden können.

Die drei noch fehlenden freien Künste sind sprachlich geprägter Natur.

Es sind die Grammatik, die Ordnung der Wortfolgen.

Die Logik, die Inhaltlichkeit der Sprache betreffend.

Sowie die Rhetorik, die Kunst des Redens, des Benutzens der Sprache.

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Beziehungssysteme der Künste

Beschäftigt hat mich in letzter Zeit der Beziehungsreichtum dieser Künste und die Möglichkeiten, die Verbindung zwischen ihnen als Erkenntnis und sinnliche Wahrnehmung begreifen zu lernen.

Es ist ein unerschöpflicher Quell aller Möglichkeiten.

Von der Genesis ausgehend, den 6 + 1 Kreisen mit demselben Radius, die die Quelle der sogenannten Blume des Lebens ist.

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Aber auch alle weiteren Themen wie die so bedeutungsvolle Zahlenreihe, die dem italienischen Mathematiker Fibonacci zugeordnet wird und die ein in der Natur vorkommendes Phänomen ist.

Diese taucht genauso in der Wahrnehmungspsychologie auf, im Bau des menschlichen Körpers, in den Kompositionslehren der Formgebung eines Werkes.

Wohin man schaut, hört, denkt, überall stößt man auf diese Reihe und auf ihre wichtigste Form, den Goldenen Schnitt.

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Die griechischen Philosophen wie Platon, Pythagoras, Aristoteles und unendlich viele weitere wichtige und bedeutende Menschen trugen sehr viel zur Erforschung dieser Phänomene bei, die heute noch von sehr großer Bedeutung sind.

Die Musicae-Systeme

Eine der für mich wichtigsten Systeme hierbei sind die Musicae-Systeme, die ausgehen von der Pythagoras-Legende der Hämmer, welche für die Musica Instrumentalis steht.

Das dort Vorgefundene spiegelt sich wider in der Musica Humana, der menschlichen Harmonie, in der Balance aller unserer „Bestandteile“.

Und findet seinen ersten Höhepunkt in der Musica Mundana, der Sphärenharmonie, dem Zusammenklang aller Planeten und Himmelskörper in ihrer messbaren Ordnung.

Später im Mittelalter kam noch die Musica Divina, die absolute göttliche Musik hinzu.

Und schließlich die Musik, die lange schon auf diesem Planeten Erde existiert, die Musica Terra, die Musik der Pflanzen, der Tiere, der Steine.

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Alle die Musicae zu benennenden Begriffe sind eigene Bereiche und sind doch aufs engste miteinander verwoben und durchdrungen.

Weitere Disziplinen wie die Medizin, die Therapie mit Musik sind Folgen dieser Zusammenhänge und wunderbare Beispiele des Denkens und des Lebens.

Für mich ist dieses Denken in meinem Leben und meinem Tun unverzichtbar geworden, ich denke nur noch in diesen Verbindungen und in diesem Beziehungssystem.

Es ist so etwas von reichhaltig und ereignisreich, dass ich jedem meiner Leser dies nur ausdrücklich empfehlen kann.

Gerne stelle ich Materialien zur Verfügung oder verweise auf sie.

Schreiben Sie mir unter post@klaus-fessmann.de

Herzliche Grüße
Ihr Klaus Fessmann