Sinne

Die Sinne der Musik

Ich beginne heute mit folgendem Zitat, die menschlichen Sinne betreffend:

„Das Auffassungssystem aller Sinne ist bei gewissen lebenden Wesen von selbst und von Natur aus vorhanden, so dass ohne diese Sinne ein lebendes Wesen nicht gedacht werden kann. Die Erkenntnis und die sichere Auffassungskraft derselben wird aber nicht auf gleiche Weise durch Forschung des Geistes erworben.

Nun hat man erkannt, dass wir Menschen den Sinn bei Aufnahme von sinnlichen Dingen zur Anwendung bringen. Welche Natur aber den Sinnen selbst, denen gemäß wir handeln, und welche Eigentümlichkeiten den sinnlichen Dingen zukommt, liegt nicht gleich so zur Hand…“

Den meisten von Ihnen wird der Autor dieses Textes wohl eher unbekannt sein.
Sein Name ist Boetius, mit vollem Namen Anicius Marius Severinus Boetius.

Er wurde 480 n.Chr. in Rom geboren und im Jahr 524 in Mailand hingerichtet.

Das Zitat stammt aus seinem Werk De Institutione music libri quinque, den Fünf Büchern über die Musik.

Es ist sehr lesenswert und auch, wie ich denke, durchaus aktuell.

Schon die Überschrift über das Buch I (“Die Musik ist von Natur aus mit uns verbunden und vermag die Sitten sowohl zu veredeln, als auch zu verderben“) zeigt, dass Musik durchaus sehr unterschiedliche Reaktionen beim Zuhörer erzeugen kann.

Sinne

Musik kann wohltuend sein. Sie kann aber auch zerstören, was unter anderem durch die sogenannte Hitparade von Guantanamo erschreckend bewiesen ist.

Boetius bezieht sein Wissen aus dem pythagoräischen, platonischen und aristotelischen Denken, den hinterlassenen Schriften dieser Philosophen. Zudem untermauert er diese Thesen durch weitere akustisch-mathematische Forschungen.

Dazu kommt seine Vorliebe für die Dreiteilung der Musik in Musica Mundana, Musica Humana, Musica Instrumentalis, wobei er auch noch die Musica Divina hinzufügt.

In meinem künstlerischen Tun ist es nun nicht so, dass ich mich ins Mittelalter verkrieche, um den Merkwürdigkeiten des aktuellen Alltags zu entfliehen.

Natürlich ärgert es mich, dass in den letzten Jahrzehnten zum Beispiel die Ästhetik-Professuren nach und nach abgeschafft worden sind. Es ärgert mich auch, dass irgendwelche Techniker und Programmierer von Apple die Sound des Computers erfinden, um dem, was ich die unerträgliche kommerzielle Ausbeutung der Musik nenne, freien Lauf zu lassen.

Aber dazu demnächst etwas mehr.

Was mich immer interessiert, ist die Überlegung wie in meinem Leben meine Erkenntnissysteme, meine Wahrnehmungsapparate funktionieren und was sich da so in mir alles aus welchen Gründen ereignet.

Ich lese deshalb unter anderem auch sehr gerne Texte aus allen Zeiten, die sich mit diesem Thema beschäftigen.

Ich war durchaus sehr fasziniert und wurde geradezu optimistisch, als ich weiter las:

„Hieraus kann auch erkannt werden, was nicht unrichtig von Plato (427-347 v.Chr.) gesagt worden ist, dass die Weltseele aus einer musikalischen Harmonie bestehe.

Wenn wir nämlich mit dem, was in uns verbunden und angemessen geordnet ist, das vergleichen, was in den Tönen schön und geschmackvoll verbunden ist und wodurch wir ergötzt werden, so erkennen wir, dass wir selbst auch mit eben dieser Ähnlichkeit gewissermassen einen Vertrag geschlossen haben.“

Was für ein Optimismus und welche interessante Anschauung, denke ich hier.

Das lässt ja durchaus hoffen, dass der Musik auch in diesen sehr heftigen (Kriegs-)Zeiten eine höhere Bedeutung zugemessen werden kann sowie muss und dass man Musik heutzutage dringender benötigt als je zuvor.

Sinne

„Daher glaubt auch Plato, dass man sich am meisten vor Veränderungen in einer recht würdigen Musik zu hüten habe. Und ferner sagt er auch, dass im Staate nichts den Sitten so sehr schade, als wenn er sich nach und nach von einer züchtigen und sittsamen Musik abwende. Denn es würden auch sogleich die Gemüter der Hörer darunter leiden…“

Schon im Alten China war man der Meinung, dass der Zustand der Musik eines Volkes über den Klang und das Tönen Auskunft über den Zustand des Staates gibt.

„Deswegen”, meint Plato, „müsse der Staat eine große Aufmerksamkeit darauf verwenden, dass die Musik der strengen Sitte und Zucht entspreche und deshalb in der würdigsten Weise komponiert werde…“

Was für Vorsätze und Ansichten schon aus der Zeit des Mittelalters und ursprünglich sogar aus der Antike.

Wir verbleiben bei den Wirkungen der Musik, die im nachfolgenden Zitat konkret zu beschreiben sind:

„Denn wer sollte nicht wissen, dass Pythagoras einem trunkenen Jüngling durch das Vorsingen eines Spondeus die Gemütsruhe und Selbstbeherrschung wiedergab? Ein Nebenbuhler jenes Jünglings nämlich hatte die Geliebte im Hause eingeschlossen, wodurch dieser Jüngling so in Wuth geriet, dass er das Haus verbrennen wollte.

Zu derselben Zeit beobachtete Pythagoras nach gewohnter Sitte den Lauf der Sterne und bemerkte nun, wie dieser Jüngling durch einen Ton der Phrygischen Tonweise so in Raserei versetzt worden sei…

Pythagoras gab daher den Rath, die Tonweise zu verändern, wodurch das Gemüt des rasenden Jünglings auf die friedlichste Art in die vollständigste Ruhe und Mässigung versetzte.“

Sinne

Musik nimmt, mit den Klängen, den Rhythmen, den Farben, den Tempi in einer sinn-vollen, sinn-erfüllten Art komponiert, immer Einfluss auf die Befindlichkeiten der Menschen.

Ob es so zu sein hat, dass man heute mit Kopfhörern durch die Gegend läuft, bezweifle ich.

Die uns umgebende Musik der Welt ist viel wichtiger als alle denken und wenn sie einem nicht gefällt, kann man sie ja ändern, oder?

Meine Musik der KlangSteine hat Wirkungen auf die Blutbahn, auf die Muskulatur, die Sehnen, verschiedene andere Bereiche der Musica Humana, Körper, Geist und Seele, so wie man sie im Mittelalter oder der Antike sich gar nicht vorstellen konnte.

Ich bin damit beschäftigt, noch einmal richtig den Fokus auf dieses Thema zu lenken, um im 21. Jahrhundert den Menschen zur Gesundung zu verhelfen, ganz ohne Chemie oder genmanipulierte Substanzen.

Das brauche ich sicher nicht – dafür aber human gedachte und gebaute Musik, die gut tut.

Wenn Sie Interesse an dem Thema haben, schreiben Sie mir. Ich forsche intensiv ab dem Herbst in Berlin.

Und pflegen Sie Ihre Sinne! Sie sind es wert, mehr als das meiste Andere auf der Welt.

Herzliche Grüße
Ihr Klaus Fessmann