LichtKlang und Assoziative Grafik

Liebe, sehr geehrte AbonnentInnen, liebe Freunde!

Dass ich jemals mit Farben, Rahmen, Papieren, Gläsern, Spiegeln etc. zu tun haben würde, hatte ich mir zwar hin und wieder ganz weit entfernt vorgestellt.

Aber dass ich jetzt mit den vielen Bildern gar nicht mehr weiß, wo ich sie hintun soll, dass ich ununterbrochen daran denke, weitere, wenn möglich immer größere, immer wildere, immer intensivere Bilder in das Sicht- und Hörbare zu bringen und ich immer höre, was ich da male, schreibe, was da tönt –

Das alles hatte ich nicht vorausgeahnt, hat aber immer mit dem zu tun, was irgendwo in mir, und, wie ich denke, auch in uns allen vorhanden ist.

LichtKlang

Be-gab-ung sagt man zu solchen Fähigkeiten. Mit einer Gabe ausgestattet zu sein.

Jeder kann Musik mit allen Sinnen wahrnehmen!

Und ich denke, dass dies eigentlich jeder von uns erhalten, mitbekommen hat, diese, eine, mehrere Gabe(n). So nach dem Motto: „unser täglich Brot gib uns heute“.

Dass jeder Bilder hören und Musik sehen kann. Und dass jeder dabei fühlen, spüren, riechen kann.

Was wir sehen, ob reale Begebenheiten, Fantasiebilder, bewegt oder als Stillleben, ist nicht normiert.

Seeing Music ist so ein internationaler Begriff dafür, der das Feld umschreibt. Es ist darüber hinaus der Titel eines sehr guten Buches zum Thema: kreativ und intelligent, sinnlich und sinn-voll, gefüllt mit Sinn und für die Sinne.

Das Sehen von Musik und das Hören von Bildern ist aber keine Erfindung des 20. Jahrhunderts. Mit diesem Thema ist auch die Entwicklung von Zeichen gemeint, grafische Zeichen meistens, die zunächst als Dirigierzeichen galten. Als Erinnerungszeichen der Mönche, von denen der Papst Gregor verlangte, das aufzuschreiben, was sie sangen.

Ich dachte oft darüber nach, wie eine Musikgeschichte wohl verlaufen wäre, die diese Prämissen nicht realisiert, die kein schriftliches Zeichen, keine schriftgewordene Grammatik entworfen hätte. Die vielmehr andere Formen der Mitteilung entwickelt, die eventuell nur das Hören in den Mittelpunkt der gegenseitigen Erfahrung gestellt und diese Fähigkeiten vergleichbar differenzierter entwickelt hätte?

LichtKlang

Mythologie des Klangs

Vom Anbeginn der Menschheitsgeschichte, nachweislich schon vor 43.000 Jahren (Höhle Geisenklösterle im Schwäbischen), fanden rituelle Kulthandlungen immer im Klang und mit Klängen statt.

Die eigene Stimme wurde vom Flüstern über das Sprechen zum Singen und Schreien als eigene klangliche Ausdrucksform und als Überlebensmöglichkeit in der unwirtlichen Natur verwendet.

Man spricht hier auch von der ersten menschlichen Verlautbarung, dem ersten Klang, dem ersten Wort.

Klang und Musik, so berichtet die Mythologie weiter, stellte die immaterielle Brücke zwischen den lebenden und den verstorbenen Menschen dar, auch zwischen den lebenden Menschen und den Göttern.

Klang und Musik hat ihren Ursprung im Göttlichen. Die Schöpfungsmythen aus vielen Kulturen schildern in der Klangkosmogonie die Entstehung der Welt durch Klänge. So im alten ägyptischen Mythos der singenden Sonne, im siebenmaligen Gelächter des Gottes Thot oder im Mythos des aktivischen Schöpfergottes.

Nahezu in allen Kulturen, von den Naturvölkern bis zu den Hochkulturen, werden die Klang-Mythen erzählt.

LichtKlang: Die ursprüngliche Substanz

Auch die zweite Stufe dieser Entwicklung war klanglich, stellt die Verbindung zwischen Klang und Phänomenen, den Sternen dar, beschrieben als blitzender Donner oder als singendes Gestirn, als klingendes Morgenrot, als leuchtender Gesang und wurde zusammengefasst unter dem Überbegriff des LichtKlangs.

Bezieht man sich innerhalb einer solchen Spekulation weiter auf den Mythos, dann wäre die ursprüngliche Substanz alles Geschaffenen dieser LichtKlang gewesen. Aus diesem LichtKlang entstanden die ursprünglichen Klänge und Bilder, deren rhythmische und harmonische Ordnung es dem Geist überhaupt ermöglichte, sichtbar und damit verstehbar zu werden.

LichtKlang

Diesem immateriellen, schwebenden LichtKlang wurde die umfassendste, höchste, gewaltfreie, humane Kraft und Macht zugeordnet. Der Mythos berichtet weiter, dass der LichtKlang den Göttern entschlüpfte, die, um ihn und damit die Macht zu besitzen, die Unwahrheit erzählten, also logen. Daraufhin ließ er sich in den Gewässern, den Bäumen, den Trommeln, Zithern, Bögen, Steinen nieder und damit gingen die Götter leer aus.

Erkenntnis im Zeichen

So blieb diese Substanz unberührt und wurde nicht instrumentalisiert. Übertragen auf die abendländische Musikgeschichte ist für mich dieses Phänomen der Sichtbarmachung von Musik im Zeichen des LichtKlangs die entscheidende Begründung für die Bedeutung, dass man im Zeichen Erkenntnis erlangen kann.

Musik, ihr Wesen, ihr Sein und ihre Bedeutung auch im Zeichen, im Bild, in der Notation zu erkennen, das Zeichen, die Note als tönend wahrzunehmen, ist für mich eine großartige kulturelle Leistung. Nicht nur eine des Abendlandes, sondern von allen vier großen Musikkulturen: der indischen, der chinesischen, der arabischen und der abendländischen.

Der LichtKlang wäre heute genau das, was von Menschen als die wichtigste Form der Erkenntnis, der Existenz, des Seins gelten würde. Sie wäre das, was ich als KI, als Künstlerische Intelligenz, bezeichne.

Man möge dies als Spekulation, als wirres Denken abtun. In Indien erlebte, traf ich einen uralten Yogi, der sich an mich drängte und erklärte, dass ich nun die reinkarnierte Person wäre, die den LichtKlang aus dem Stein befreite.

LichtKlang

Bevor ich schauen konnte, war er verschwunden und ich mit meiner Geschichte allein. Nun gut dachte ich, wenn das meine Aufgabe ist, dann ist es gut, dies zu tun.

Von der traditionellen Schreibweise zur assoziativen Grafik

Mein Denken in den wilden 70ern des 20. Jahrhunderts war von den türkischen Sufis, den HopiIndianern, den indischen Ragas, der Steiner’schen Erkenntnis der höheren Welten, den Archetypen des C.G. Jung, Hesses Siddharta, Morrisons The End, Easy Rider bestimmt, wobei als Basis immer die klassische Klaviermusik da war und dort fast immer Mozart.

Das schwirrte da meist gleichzeitig in meinem Kopf herum und war nicht, auf keinen Fall in fünf Notenlinien linear darstellbar.

Nach dem täglichen, sich nie erschöpfenden Hörens der Klänge und Musik dieses Planeten, innerlich und auch real von außen, dem Nachhören der Folge der Klänge, war das Schablonen-Denken restlos indiskutabel für mich geworden.

LichtKlang

So entstand, ungefähr 1977 Satori, (der Begriff kommt aus dem Zen), meine erste Musikalische Grafik, die zum Symbol für mich und mein Tun gilt.

Sie wurde seitdem mit Instrumenten gespielt, gesungen, mit elektronischen Medien umgesetzt, sogar als Choreographie für den Tanz genutzt. Und zeigt, völlig unbewusst, so fast die Geschichte von der traditionellen Schreibweise bis zur assoziativen Grafik. Alles damals immer noch, wie dann ganz lange, in schwarz und weiß.

LichtKlang

Die Frage nach dem Warum ist mühsam, die Frage nach der Ehrlichkeit nicht. Die ist und war immer wichtig, die Ehrlichkeit, nicht die Frage.

Ob ich suche, fragte mich jemand, in mir und außerhalb von mir suche, nein, suchen auf keinen Fall. Ich habe längst alles gefunden, auch in mir und außerhalb von mir, und kann dem auch so vertrauen, wie es tönt.

Die Kruhl’schen Dünnschliff-Bilder

Seit ich den erst Geowissenschaftler, dann Freund Jörn Kruhl vor über 15 Jahren mit seinen Dünnschliffen kennenlernte, wusste ich, dass die Musik unendlich anders aussehen kann, als so, wie dies heute noch oft geschieht.

Wenn jemand gar kein Zeichen für seine Musik sucht, sondern in den ausgelatschten Spuren der Vergangenheiten einhergeht und dann immer nur auf den Dreiklängen mit den schwarzen Kugeln herumspielt.

LichtKlang

Die Frage des Buches von Hinderk Emrich „Welche Farbe hat der Montag?“ war für mich genauso keine Frage. Sondern die Antwort auf das eigene Sein wie die Bitte von Oruc Güvenc, dort an der einen Stelle mit dem Stein einen anderen Klang zu spielen, weil der gespielte zu scharf riechen würde.

John Kosmolowksy Chromologie dachte ich, sieht so ähnlich aus wie das Kinderbuch, das ich immer in meinen frühen Nächten träumte und mir gewünscht hatte.

Und heute stecke ich meine Nase und meine Augen in die Farben und Klänge der Steindünnschliffe und höre sie tönen.

Irgendwann im Frühsommer nahm ich mir drei Kruhl’sche Dünnschliff-Bilder vor und begann dort die Musik zu heben, im Wi(e)dersehen die unendlichen Steinklänge zu schöpfen.

steinverschwiegenheit – steinverschworenheit

Hunderte Male, Tausende, Hunderttausende Male ging ich tags und nachts um diese Brocken herum, diese „steinernen augen“, die mir da entgegenhörten. steinverschwiegenheit meint da der Werner Dürrson, dessen Gedichte in jeder Schule Pflichtlektüre zu sein haben.

Zu musizieren wäre über den

armer(n) poet(en)

das dach ist
dicht

wozu noch
dichter –

herzverschlagen, wie er war, schrieb er mir einst ins Stammbuch: „spricht stein zu stein spricht“ stand da in der Höhlensprache.

Ich hörte mir den Klang an, der aus den Bildern floss, den Klang, die Klänge, die geordnet in hörend-höheren Welten, zumeist den Mandelbrot’schen.

So begleiteten mich die immer mehr Musik werdenden Zeichen aus den Steinen hin zu den Gewölben, den Firsten, den Tiefen der Geheimnisse und wurden Licht, tägliche Steinverschworenheit.

Was für ein Leben, Freiheit zu atmen, zu riechen, den Stift oder den Pinsel in der Hand. Manchmal brach es aus mir heraus und wurde immer mehr Gold und Silber.

Und diese Woche kam dann der Schweizer Stein-Pigment-Forscher und Freund Urs Furrer nebst dem Sprachler Heini Hagmann zu Besuch auf die, wie er sagte, „Intensivstation Klang“. Er meinte, ich solle doch nach den Vorarbeiten jetzt weiter mit den Pigmenten der Steine an den Brücken zu den Klängen arbeiten.

LichtKlang

So geht es jetzt noch näher an die Substanz, erhält Bezug und immer mehr Musik in den Bildern der ÄonenLichtKlänge. Wir werden sehen, hören und berichten …

Am steinernen Ohr sitzend, der
Fessmann