Akzeptanz und Resonanz II

Passend zu den komplizierten Zeiten, in denen wir uns gerade befinden und welche leider in großem Maße von Missverstehen und Ablehnung geprägt sind, würde ich gern über das Thema Akzeptanz sprechen.

“Mit Tönen, Tanz und Toleranz gegen Perspektivlosigkeit”,

unter diesem Motto stand unser Projekt ReSonanz & Akzeptanz, über welches ich auch im letzten Beitrag berichtete. Die Aufgabe in diesem Projekt lautete:

Wie hilft man 37 Kindern aus 9 Nationen zu toleranten und starken Persönlichkeiten heranzuwachsen?

Wie kann man Schülern, die noch nicht einmal Rückwärtslaufen können, das Subtrahieren vermitteln?

Wie kann an einer Grundschule mit einem Migrationsanteil von 85 Prozent Integration gelingen?

Das Projekt ReSonanz & AkzepTanz machte klar, wie das funktioniert: mit Musik und Tanz!

Akzeptanz

Unsere erste Prämisse lautete: Musik ist unverzichtbar im Leben.

Man braucht sie für die Hochzeit, die Trauer und den Staatsakt ebenso wie für die Motivation und die Entspannung. Keine Werbung funktioniert ohne Musik und keine Fußballspiele sind ohne die musikalische Fankultur denkbar.

Musik ist so etwas wie die heimliche, ständige Begleiterin im alltäglichen Leben: Immer freundlich und verbindlich, meistens nicht störend. So etwas wie der tönende Gaumenschmeichler.

Wird Musik vermittelt, gelehrt oder beigebracht, hat dies immer etwas mit dem Begriff der Bildung zu tun. Bildung wiederum geht zurück auf den Begriff der Schöpfung, der Entstehung von etwas Neuem, etwas noch nie Dagewesenem.

Bildung enthält den Begriff des Bildes, welcher auf etwas Sichtbares, optisch Festgehaltenes verweist. Ebenso enthält es den “Dung”, den Nährboden für das Wachstum.

Es geht darum, sich von der Schöpfung ein Bild oder ein Abbild zu machen, für sich und für andere. Ein Bild der eigenen Kultur, in welcher sich jeder zurechtfinden muss.

Nur, wenn diese Kultur nicht mehr wahrnehmbar ist – wenn sie global, international, aber auch international austauschbar geworden ist – was dann?

Akzeptanz

Mit ReSonanz und AkzeptTanz arbeiten wir daran, mit wirklich allen Sinnen das Leben zu begreifen und leben zu lernen.

Das ist der Grundsatz und die Prämisse. In unserem Pilotprojekt, welches wir über drei Jahre in Essen-Katernberg aufbauten, arbeiteten wir an der Entwicklung und Ausbildung der menschlichen Sinne von Kindern im Grundschulzeitalter.

In einem System, das in unserer Gesellschaft Bildung genannt wird. Wir bildeten die Sinne der Kinder aus: Ihren Hör-Sinn im Fach ReSonanz. Dort, wo es soniert und klingt, bilden und bauen wir an diesen Klängen. Auch an den Arten der Klänge, egal ob gesungen, getrommelt, geklopft oder gesprochen wird.

An ihren Qualitäten, wenn schnell, langsam, laut oder leise gespielt wird. An ihrer Kraft, wenn wir einzeln, zu zweit, zu dritt oder zu zehnt tönen.

Und wir resonieren, wenn wir mit Klängen, mit Tönen darauf antworten. Wenn wir in uns diese Klänge spüren, unser Inneres ins Vibrieren gerät und die Schwingungen der Musik unseren ganzen Körper erfassen.

So entsteht aus dem Klingen ein Wider- und ein Wiederklingen, aus der Sonanz eine Re-Sonanz. Wir tauchen ab in diese Sprache der Musik, die jeder verstehen kann. Dort, wo er einen Sinn dafür hat.

Akzeptanz

Ob die Klänge scharf sind oder feucht, sie sind auf jeden Fall immer in Bewegung.

Sie tanzen unentwegt. Wir können sie nicht festhalten, nicht greifen, nicht er-greifen, aber dennoch be-greifen wir sie.

Das ist das Besondere der Klänge, dass sie in uns wi(e)der-klingen, dass sie sich andauernd weiterbewegen. Und wir lernen – indem wir uns mit-bewegen, wir mit-tanzen und mit-tönen – diese zu verstehen.

Nur durch Musik und Tanz sind Teamgeist, AkzepTanz und Kooperation denkbar, über die Grenzen des eigenen und kulturell Definierten hinaus.

Ich hoffe und glaube in gleichem Maße, dass Projekte wie dieses einen großen Beitrag zu einer friedlichen, von Liebe und Verständnis geprägten Zukunft in unserer Welt leisten werden.

Zum Abschluss die schöne Erinnerung eines Schülers:

„Ich erinnere mich am liebsten daran, als wir mit Klatschen und Schnipsen den Rhythmus gemacht haben. Es wird dir ganz warm und du kannst besser rechnen. Ich mache jetzt Kopfrechnen mit Rhythmus.”

Akzeptanz

Zitate aus der Presse:

„Mit Tönen statt mit Tritten“ – Kölner Stadt-Anzeiger

„Von der Muse wachgeküsst“ – WAZ

„Geist gegen Getto“ – Feuilleton für NRW

„Heute hat sich Schule echt gelohnt“ – nmz

„Wenn ich denke, niemand versteht mich, dann mache ich Musik“ – WDR5

„Wir möchten, dass von der Sprache, von einem Klang ausgegangen wird und dass Sprache, Klang und Bewegung miteinander verknüpft werden. Wir sind darauf spezialisiert, die Sachen zu verbinden.“ – WDR5