Der Geheime Code II

Rätselhaft und sagenumwoben war sein Jahrhunderte andauerndes, langes Entdecken. Immer wieder rief der geheimnisvolle Code, der fast überall zu finden war und einem stetig begegnete, großes Erstaunen hervor.

Schönheit kann mit ihm geschaffen und erkannt werden; Erkenntnisse, Verstehen von Wahrnehmungen, physikalische, mathematische Gesetzmäßigkeiten erklärt werden.

Die Natur baut ihre Blütenblätter danach: Lilien und Iris haben drei, Hahnenfuß und wilde Rosen fünf, Rittersporn und Buschwindröschen acht, das gelbe Gänseblümchen 13, Astern 34, 55 oder 89 Blütenblätter.

Die Zahlen der hier erwähnten Blütenblätter sind Fibonacci-Zahlen. Genauso wie die Anordnung der Samenkörner in einer Sonnenblume zeigt: 55 Spiralen im Uhrzeigersinn und 89 Spiralen im Gegen-Uhrzeigersinn.

Sie finden ihn (fast) überall und Sie entdecken ihn dort, wo sie das Gefühl von Harmonie, Einklang und Wohlklang haben. Dort wo Sie Schönheit spüren, Schönheit im Detail und Schönheit im Ganzen. Dort wo die Proportionen stimmen.

Goldene Schnitt

Von Proportionen und Klängen

Alles steht mit allem in Beziehung, alles ist ein gebildetes Bezugsgeflecht. Der Goldene Schnitt ist das bekannteste objektive Mittel für die Bewertung der Schönheit eines Objektes, eines Bauwerks oder eines Phänomens.

Beziehungen sind immer Proportionen, sind messbare Verhältnisse. In der Musik ist das grundlegende Beziehungssystem schon im Ton an sich angelegt. Es ist das Natur-Verhältnis der Obertonreihe, der Teiltonreihe.

Ein musikalischer Ton ist physikalisch ein Klang. Der Klang besteht aus einer theoretisch bis ins Unendliche gehenden Reihe von Teiltönen.

Drücken Sie zum Beispiel das eingestrichene c’ am Klavier stumm nach unten und geben dadurch die Saite zum Schwingen frei, so können Sie diese Saite zum Klingen bringen, indem Sie das C zwei Oktaven tiefer kräftig und kurz anschlagen.

Sie hören dann das c’ klingen. Würden Sie ein cis wählen, würde dies über dem c nicht klingen, da c kein Oberton von cis ist.

Auf diesen Systemen beruht der gesamte Instrumentenbau. Deshalb klingt die Klarinette so wie wir es gewohnt sind, genauso die Flöte, die Oboe. Einfach jedes Instrument hat seine eigenen Verhältnisse auf derselben Basis. Das gesamte harmonische Denken unserer Musik beruht hierauf.

Goldene Schnitt

Die Kathedrale von Chartres

Kehren wir zurück zum Geheimen Code, dem goldenen Schnitt. Diesen kann man schon in der Architektur der griechischen Tempel nachweisen, in den römischen Bauten, in den großen Kathedralen.

Aus letzterem beschäftigen wir uns mit einem der faszinierendsten Bauwerke seiner Gattung: Der Kathedrale von Chartres.

Viele weitere Kirchen könnten hier dargestellt werden, die Kreuzgänge, wie sie Marius Schneider untersuchte und die gregorianischen Choräle als deren Baugrundlage fand.

Beginnen wir mit den ersten wichtigen Fakten:

Die Kathedrale von Chartres, ca.90 km von Paris entfernt und in ländlichem Gebiet erbaut, wurde im 12. Jahrhundert errichtet.

Die Spannweite des Kirchenschiffes war die in seiner Zeit größte, das Mittelschiff hat nach wie vor die größte Breite.

Mehrere Brände vernichteten vor dem endgültigen Bau im 12. Jahrhundert die Vorläufer des Bauwerks. Der Baumeister bleibt anonym, die Auftraggeber sind namentlich bekannt.

Die Kathedrale ist das Paradigma für eine hochgotische Ausprägung der Architektur. Sie beruht auf dem Bausystem des spitzbogigen Kreuzrippengewölbes.

Der ganze Bau beruht auf besonderen Zahlenverhältnissen, die u.a. im Buch „Die Geheimnisse der Kathedrale von Chartres“ untersucht worden sind.

Einzigartige Konstruktionen

Die Spitzbögen umfassen einen fünfzackigen Stern, dessen Segmente als Paradigma des Pentagramms nach dem goldenen Schnitt gebaut sind.

Goldene Schnitt

Der Grundriss der Kathedrale ist das christliche Kreuz, eines der bekanntermaßen am häufigsten verwendeten Symbole.

Die Konstruktion der Krypta, die vom ersten Bauwerk hinweg alle Neubauten überstanden hatte, basiert auf einem uralten Denken, welches als verloren galt.

Unter der Krypta liegt der aus gallisch-römischer Zeit stammende 33 Meter tiefe Brunnen Puits des Saints-Forts.

Hier wurde das Prinzip der Dolmen wieder aufgenommen, die in der Megalithkultur ein Instrument aus Stein waren.

Dolmen sind alte keltische Grabes-Steine. Ein kleines Bauwerk, bestehend aus seitlich gestapelten Steinblöcken und bedeckt mit den großen, riesigen Platten, die den Druck auf die seitlichen Steine ausüben und damit die Steine in Klang versetzen können.

Singende Steine

Steine haben die Fähigkeit, Strahlungen und Temperaturänderungen zu speichern. Sie haben auch die Möglichkeit, in Schwingung zu geraten und gespeicherten Klang weiter zu geben.

Stonehenge könnte heute als Schlagzeug zum Klingen gebracht werden, wären die großen Stelen nicht mit Beton gefüllt.

“Singende Steine” ist nicht nur ein wunderbares Buch von Marius Schneider, sondern auch ein uraltes Grundprinzip der Dolmen aus der Megalithkultur. Diese aufgenommenen Prinzipien machen die Krypta in ihrer geomantischen Struktur, verbunden mit dem dort vorkommenden Wasser, zum Klangkörper und zur Keimzelle all der Möglichkeiten, die der Stein besitzt.

Die Krypta ist so etwas wie der Resonanz-Körper der gesamten Kathedrale, auf der all die anderen Steinsäulen und Steindecken stehen und den Gesamtresonanzkörper des ganzen Bauwerks ausmachen.

Zitat: „Diese Wirkung verstärkte sich noch erheblich, wenn sich die Spitzbögen kreuzweise zum Gewölbe fügen. Damit fanden die Initiatoren der Gotik zum Geheimnis des singenden Steines zurück, des gespannten, schwingenden Steines, das verloren war, seitdem man es nicht mehr verstand, die riesigen Steintafeln der Dogmen von der Stelle zu bewegen.“

Somit ist die Kathedrale, an allen wichtigen Stellen dem goldenen Schnitt folgend, vom Klang des singenden Steins aus gebaut worden. Im Bewusstsein des alten Wissens, das durch die Dolmen der Megalithkultur festgehalten ist.

Eine schriftliche notierte Beweisführung für diese Vorgehensweise ist nicht vorhanden, Klangforschung und ethymologische Forschungen dienen hierbei zur Begründung.

Verwandte Phänomene

Alles weitere wie die speziellen Tonarten, die faszinierenden Harmoniken aus diversen Zeiten und Ländern, die komplexen Rhythmen, die Bezugssysteme des Einzelnen zum Ganzen mögen später ausführlich dargestellt werden.

Hier mit den Steinen, mit fünf, acht oder 13 KlangSteinen ein Konzert zu spielen, zusammen mit einem Chor ganz nach dem Bibelzitat: “… denn auch die Steine werden singen und die Balken im Mauerwerk werden ihnen antworten” – das ist zu planen.

Goldene Schnitt

Auch über den Xenakis werde ich ein anderes Mal sprechen, schreiben, tönen. Hier zum Schluss eine Abbildung des von ihm gebauten Philipps-Pavillon anlässlich der Weltausstellung in Brüssel.

Goldene Schnitt

Alles gebaut nach der Fibonacci-Reihe und dem Goldenen Schnitt. Und dann noch komponiert als Orchesterstück Metastaseis.

Herzliche Grüße
Ihr Klaus Fessmann