Vom Müll, den man hören kann

In diesem Beitrag möchte Ihnen etwas über das Thema Lärm erzählen.

„Lärm ist hörbarer Müll!” – Diesen Satz las ich in einem Artikel über die Phonosophie. Sie beschäftigt sich mit dem Hören, dem auditiven Wahrnehmen.
 
Hören I

Der HÖR-Sinn ist einer der bedeutendsten Sinne, die wir Menschen besitzen. Es ist der erste Sinn im Leben des Menschen und er stellt erst einige Zeit nach dem physischen Tod seine Tätigkeit ein.

Das Hören ermöglicht den Gleichgewichtssinn sowie die Orientierung in Höhen- und Tiefendimensionen. Er macht menschliche Kommunikation und Interaktion in weiten Teilen erst möglich und ist, im Falle von durch falsche Klänge, Geräusche, akustische Ereignisse hervorgerufene Schäden, nicht reparabel.

Das Auge können wir bei Nacht schließen, das Ohr bleibt immer offen.

 
Hören II

Hören – und das mag nicht bekannt sein – muss man lernen. Im „Listening“, im Zu-Hören, geht es zunächst darum, den Hörsinn richtig zu aktivieren, sodass er überhaupt arbeiten kann.
Danach lernt man zu verstehen, was es ist, das man hört.

Es ist die Erkenntnis, die man durch den Klang wahrnimmt und zu verstehen lernt. Learning, sagen die Inder, und dann Practising – Üben, Üben, Üben.

 
Hören III

„Alle Menschen brauchen eine Übung des Geistes, um richtig hören zu können. Wer diese Übung nicht besitzt, der muss sie sich verschaffen durch Lernen. Dass jemand ohne zu lernen richtig zu hören vermöchte, ist in alter und neuer Zeit noch nie vorgekommen.“ (Frühling und Herbst des Lü Bu We).

Hören

Die Schallwellen

Physikalisch hören wir mechanische Schwingungen. Töne sind mechanische Schwingungen, die als Schallwellen übertragen und vom Ohr empfangen werden.

Das menschliche Ohr kann in einem Frequenzbereich von 16 Hz bis 16.000 Hz hören. Besonders bemerkenswert ist, dass kein Sinnesorgan so wenige Sinnzellen nutzt wie das Ohr.

Verwendet das Auge 100 Millionen Lichtrezeptoren, so verwendet das Ohr nur 3.500 Haarzellen. Doch das reicht aus, um unser Gehirn beim Hören von Musik sofort zu verändern.

 
Hören IV

Die Schule des Hörens kenne ich seit meiner frühen Kindheit, seit ich mich mit Musik beschäftige, seit ich im 4. Lebensjahr angefangen habe, Klavier zu spielen.

Dass schon lange vor dieser Zeit, bereits im Jahr 1910, der Mediziner Robert Koch voraussagte: „Eines Tages wird der Mensch den Lärm so unerbittlich bekämpfen müssen wie die Cholera und die Pest“, hätte ich nicht erwartet.

 
Die „Luft“ – Verschmutzung

Die lärmende, immaterielle Luftverschmutzung ist mehr als eine Krankheit! Deshalb wird durch Hören auch immer weniger Erkenntnis vermittelt. Deshalb werden dagegen Krankheiten wie u.a. Tinnitus – eine der größten Volksseuchen – ausgelöst. Und diese Erkrankung Tinnitus kann bis heute nicht geheilt werden, sie wird lediglich verwaltet.

Hören

Der digitale Autismus

So kommen wir zu dem Phänomen, welches ich den digitalen Autismus nenne: „Wenn Sie Menschen auf der Straße beobachten, werden Sie aktuell folgendes feststellen: Der Blick der meisten ist fast immer nach unten gerichtet – auf den Bildschirm von Smartphones. Dazu kommen die Kopfhörer, um die Geschlossenheit der Welt gegenüber zu vervollkommnen.

“Augen und Ohren werden meistens von Informationsfluten überfordert, die für die psychophysische Balance des Menschen sehr schädlich sind.”(Zitat Phonosophie-Website)

 
Zitat aus der Philosophie

“Man kann sich hiervon überzeugen, wenn man beobachtet, wie die moderne Musikindustrie, als reine Soundindustrie, unter dem Vorwand von Volksmusik die Pest überträgt und unter dem Vorwand der Popmusik Epidemien provoziert, die man nur als akustische Gegenstücke zur Spanischen Grippe würdigen könnte – und gegen die gibt es, wie man weiß, bis heute nicht die Spur eines effektiven Medikaments“. (Der ästhetische Imperativ)

 
Musik hören, um Zu-hören zu lernen.

Um Musik so hören zu können, dass sie Erkenntnis vermittelt und nicht nur leerer Zeitvertreib ist, ist es notwendig das Zu-Hören zu erlernen. Dies hat immer auch mit Kultur zu tun. Mit etwas, das wichtig ist für das kulturelle Leben, das Leben der Gemeinschaft, das Miteinandersein.

Verlieren wir den Kontakt untereinander, verlieren wir auch die Kultur und, wie ich denke, geht auch das Mensch-Sein, die Menschlichkeit verloren.

Tief empfundene Menschlichkeit habe ich ausschließlich in der Musik und mit der Musik erlebt.

Marius Schneider, ein wichtiger Vertreter der Kosmogonie, schreibt: „Der Mensch ist das, auf was er hört, und als solcher trifft er die Auswahl aus dem Gehörten, die seinen Charakter und sein Schicksal bestimmt.“

Und der berühmt Dirigenten Sergiu Celibidache fügt hinzu: „Musik heißt hören, hören und noch einmal hören!”

Hören

Die Musica Terra

Ohrenlicht, leben im Klang ist keine Utopie, es ist eine dringende Notwendigkeit.

Unternehmen Sie einmal einen „Klang-Weg“, einen „Sound Walk“! Gehen Sie (ohne Kopfhörer) spazieren und hören Sie hin, wie es um Sie klingt und tönt.

Hier geht es um den Begriff der Musica Terra im System Musica Mundana und der Musica Instrumentalis. Er meint das, was in der Natur klingt, was dort wie tönt.

 
Ein Vorschlag

Die Strukturen der sich entwickelnden Natur-Klänge sind nicht nur in der Zeit wahrnehmbar, sondern auch im Er-Gehen, im Er-Tasten.

Der Mensch wird im Zusammenhang mit der Natur zum Komponisten in seinem ursprünglichen Sinn: Im selbst Componere, im Zusammenfügen von vorgedachten, vorstrukturierten Verbindungen.

Das öffnet das Bewusstsein, fordert heraus und erweitert gleichzeitig die Möglichkeiten menschlicher Existenz und ihre vielbeschworene Beziehung zur Natur.

 
Fassen wir nun zusammen:

Das Ohr, das Hören ist:

Eine Lebensnotwendigkeit – eine Notwendigkeit um zu überleben

Das Tor zu einer tieferen Erkenntnis der Welt und von sich selbst.

Und Immanuel Kant stellte fest: „Nicht sehen können trennt von den Dingen, nicht hören können von den Menschen”