Wie ich einen Echo gewann

Ich verrate Ihnen sicherlich nichts Neues, wenn ich sage, dass für mein Leben, meine Existenz Klang und Musik eine nicht wegzudenkende Rolle spielen.

Ich bin zudem davon überzeugt, dass dies nicht nur mich betrifft, sondern ohne Ausnahme jeden Menschen in dieser Welt, ob er oder sie es nun weiß oder nicht.

Klang und Musik sind lebensnotwendig. Sie wenden nicht nur die Not, sondern verhindern sie und die Angst dazu.

Sätze wie: Ohne Musik ist das Leben möglich, aber sinnlos. Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum – All das sind herrliche Sätze zum Nachdenken.

Jedoch ist das nur ein kleiner Teil und alle Sätze hören sich nicht wirklich so absolut überzeugend an, wie ich das denke und lebe.

Dass wir als Musiker und Künstler in dieser profitorientierten Materialitäts-Welt eher belächelt werden, stört mich schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Ganz im Gegenteil, es adelt eher.

Klangsteine

Für mich ist bedeutungsvoll was im Hier und Jetzt, in der Gegenwart geschieht. Die Ansammlung von Kapital oder anderen materiellen Objekten ist im Grunde völlig bedeutungslos.

Einer meiner Lieblingssprüche – dass man Klänge nicht auf ein Bankkonto legen und nicht in eine Garage sperren kann – ist fast schon eine Art Tautologie.

Klänge, die sich als Musik entweder im Tönen ereignet oder in der Schrift als Bild versucht wird festzuhalten, um dann wiederum zum Klingen zu kommen, betrifft uns Menschen in unserer Wahrnehmung dieser Welt.

Es ist eines der wichtigsten Phänomene, die sie ausmacht:

Sie ist ununterbrochen in Bewegung, sie steht nie still. Sie geht permanent neue Beziehungen ein, zeigt neue Facetten. Sie trifft neue Entscheidungen und es interessiert sie nicht, was in der Vergangenheit war und wie die Zukunft aussieht.

So lange alles in Bewegung bleibt, ist das völlig unwichtig.

Mein Freund Wolf Büntig meint: Nur die Gegenwart hat Sein. Die Vergangenheit hört jetzt schon gerade auf und die Zukunft fängt jetzt erst an. Und das Himmelreich ist nicht anderswo und in einer anderen Zeit, sondern ist jetzt. Die Gegenwart ist das einzige, das unendlich ist.

Das ist das, was ich lebe. Ich nenne es: Immer in Bewegung.

Klangsteine

Ich wäre in der heutigen Zeit ein Paradebeispiel für ein ADHS-Kind. Ununterbrochen in Bewegung seitdem ich mit 3 Jahren das Klavier entdeckt habe. Ich kann heute noch nicht richtig ruhig sitzen und verändere meine Meinungen permanent, je nach neuer Erkenntnis aus neuen Wahrnehmungen.

Ich bin Musiker, und das reicht so.

Wären wir dauernd in Bewegung, im Tempo unseres Pulses, im Fühlen unseres Blutkreislaufs, im Bewegen unserer Gedanken, unseres Seins, kämen wir gar nicht auf die Idee, eifersüchtig unsere materiellen “Besitztümer“ zu bewachen. Wir würden nicht angstvoll durchs Leben schleichen.

Nein, wir wären immer am Tun, hätten den Kopf oben, würden uns nicht verstecken. Es wäre nie öde, niemals langweilig, weil es kein Ver-Weilen gäbe.

Indem ich dies hier schreibe, schreibe ich über mich, mein ununterbrochenes Bewegen, Denken, Tun, Spielen, Reden, Hören, Sehen, Fühlen, Riechen.

All das mache ich ununterbrochen und alle meine Sinne bewegen sich in mir und um mich herum ohne zu rasten.

Seit Monaten träume, lebe, schreibe, komponiere und musiziere ich eine Art kybernetisches Modell, in dem sich alle Wahrnehmungsarten und Sinne wie in einer gigantischen Achter- bahn ununterbrochen bewegen.

Ich habe alles im Kopf, in meinem gesamten System. Ich spiele, schreibe darüber und habe vor Monaten angefangen, riesige Bilder aus silberner, goldener und roter Tusche zu erstellen, um dies alles aus meinem Kopf zu bringen.

Klangsteine

Der Einstein-Spruch, dass wir nur 5% unserer Möglichkeiten überhaupt aktivieren, wird hier ernst genommen und geriet zur Aufgabe.

Als ich mit einer Gruppe von ADHS-Kindern in der Esslingen Klinik mit den KlangSteinen im Kreis auf dem Boden saß und wir spielten, wussten sie plötzlich, was sie mit ihren Händen und ihrem Bewegungsdrang anzufangen hatten: Sie stiegen in die Bewegung der Musik der Steine ein, die so war wie sie selbst.

Wie ihr Spüren und Fühlen, ihr Sein und ihre Art des Denkens. Sie brauchten kein Ritalin, keine Therapien, Vorschriften oder dergleichen, sondern nur sinnerfülltes und sinnerfüllendes Bewegen und Mit-Tönen in ihrer Musica Humana.

Das alles sind keine Utopien, die dort bleiben, wo Utopien entstehen. Nein, sie sind real und alles ist seit einem Pilotprojekt, welches ich mit Partnern vor eineinhalb Jahren durchführte, bewiesen. Es liegt auch in Schriftform vor. Für diese völlig neue Form der Musik- und Kulturvermittlung habe ich zudem im Jahr 2009 den Echo-Klassik Sonderpreis erhalten.

Im Frühjahr 2016 rief mich der Präsident der IB-Hochschule Berlin, Prof. Dr.Christian Trumpp, ein seit vielen Jahren guter und enger Freund, an und berichtete mir von dem bedeutendsten Microzirkualtions-Spezialisten weltweit: Dem in Berlin arbeitenden und lebenden Prof. Dr. Rainer Klopp.

Nach einem seiner Vorträge kamen beide ins Gespräch und Dr. Trumpp berichtete irgendwann über meine Arbeiten. Dr. Klopp war interessiert und so reiste ich nach Berlin.

Wir lernten uns kennen und im Sommer darauf führten wir mit unseren KlangSteinen an der IB-Hochschule ein Forschungsprojekt durch, welches solch großartige Ergebnisse hervorbrachte, dass wir heute – bevor wir dies umfangreich in die Öffentlichkeit tragen – in Bezug auf die medizinische Realität von einem Meilenstein für die Menschheit sprechen können.

Über dieses Projekt und seine Ergebnisse werde ich im nächsten Beitrag weiter berichten.

Klangsteine

Ich verbleibe mit Nietzsche, dessen Satz mich seit langem begleitet:

„Man muss noch (genügend) Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können“