Der Bachmann Zyklus

Der Bachmann-Zyklus

Obwohl ich sehr darauf achte, in meiner Welt, meiner Musik, meinen Werten und meinem immateriellen Denken permanent zu leben, tangiert mich die außerhalb von mir existierende Welt und ihre aktuelle Gesellschaft doch immer wieder.

Ganz nach dem Motto des österreichischen Dirigenten, Nikolaus Harnoncourt:

„Die Kunst (die Musik) ist eben keine hübsche Zugabe – Sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein“, zu leben wird von den Materialisten oft genug versucht zu verhindern!

Die Vibrationen, die Schwingungen, das Denken, welches ich am Flügel beim Klavierspielen habe; das Musik-Spüren am KlangStein, wenn nach Jahrmillionen der erste Klang aus dieser Materie strömt, dieses vollständig „Im-Klang-Sein“ strebe ich mit allen Fasern meiner Existenz an, um es im gesamten umfassenden Da-Sein ausschließlich leben zu können.

Das ist einer der wichtigsten Wege, die ich täglich übend lebe.
In H. Staudingers “brennstoff”, eines der guten Magazine, die ich lese, finde ich immer etwas, das mich angeht. Wie beispielsweise gestern den Satz zum Thema des Ökonomen Axel A. Weber:

„Menschen sind von Natur aus Kulturwesen und müssen sich daher selbst gestalten.“

Genau so ist es, dachte ich! Das ist zu tun!
Beim täglichen Bemühen dies zu sein, traf auf mich vor über 30 Jahren die Sprache der österreichischen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann. Sie fesselte mich mit Sätzen wie:

Zur Silbersandmusik tanzt scheu der Skorpion

Das Zittergras im Land nimmt überhand

Wasser weiß zu reden,
die Welle nimmt die Welle an der Hand

Wie sie das aussprach: Das d statt dem t, alles mit dem Klagenfurter Ton. Was für eine Musik hörte ich da, auf einer Ebene die, nach ihren Worten, “uns mit dem Göttlichen verbindet.“

Mich führten diese Klänge immer wieder und unmittelbar dorthin zurück, wo es für mich wichtig ist, zu sein.
So begann ich, die hörenden Klänge zu beschreiben. Sie mit Stift, Farben, Gebärden, Licht, Gläsern zu notieren und sie in Formen, in graphische, mehrdimensionale Rahmen zu fassen.

Ein Bachmann-Zyklus entstand, der immer größer und immer länger wurde.

Der aus dem Horizontalen nach und nach ins Vertikale wuchs, dessen 18 Graphiken aus 18 Gedichten sich in eine große musikalische Form ergoss, die in einem 18-eckigen Rahmen endet und knapp 60 Meter lang ist.

Das erste Gedicht der Reihe ist das Reklame-Gedicht:

Wohin aber gehen wir
ohne sorge sei ohne sorge
wenn es dunkel und wenn es kalt wird
sei ohne sorge
……

Die notierten Klänge ergaben sehr schnell eine 8-stimmige horizontale Tonhöhenfolge:

 

… auf die ich transponiert den graphisch komponierten Text legte:

 

… und die beiden auf zwei Glasscheiben fixierte, die ich hintereinander legte:

 

Dasselbe geschah mit der Harmonik, die ich vertikal notierte:

 

… und in derselben Weise den Text schrieb:

Übereinander gelegt ergaben sie dann folgendes:

 

Die Bachmannsche Sprache ist, auch in ihrer freien Gedichtform, immer hochgradig lyrisch-poetisch und für den Komponisten von vornherein eine wunderbare Herausforderung nach der Musik in ihr zu hören und musikalisch zu denken.

Laut und leise die Sprache lesend, erschienen mir acht Stimmen als ausreichend, um sich die Folge zu denken.

Acht Stimmen, einzeln oder mehrfach besetzt, im Raum dem Klang folgend verteilt, bin ich heute nach vielen Jahren der Entstehung dieses Werkes dazu geneigt, Instrumente hinzu zu nehmen, die sich in die waagrechten Linien mischen, in einem Klang der dem Anfang des Lohengrin ähnelt.

Aber nur wenn es sehr gut gespielt ist, wenn die Musik keine Zugabe ist – dann ja.