MozArt I

Liebe, sehr geehrte AbonnentInnen, liebe Freunde,

seit zwei Wochen schiebe ich eines um das andere Thema für den nächsten Newsletter um mich herum, wusste nicht wirklich, was für mich alles heute notwendig ist zu denken.

Was macht man bei all dem aktuellen Wirrwarr mit den Tönen, den herumschwirrenden Klängen, Rhythmen, Farben? Schweigt hier der Klang der Steine oder hilft er? Ist einem der Beethoven nicht schon über? Sind wir vom „Freude schöner Götterfunken“ deshalb nicht oder noch mehr berührt? Wollen wir andere Töne oder gerade diese?

Fürchten wir um unser Leben, unsere Existenz? Und brauchen wir nicht gerade da wieder diese Schönheit, Klarheit, Struktur, um zu erleben, was Menschsein wirklich bedeutet?

Makabererweise fiel mir da eines der alten Lagerfeuerlieder ein, das „Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord“. Genau in dem Moment fiel es mir ein, als das Kreuzfahrtschiff in Kalifornien nicht in den Hafen durfte. Was für ein damals belangloses Lied, das uns musikalisch ergriff, aber nicht inhaltlich. Damals dachte keiner von uns an diese Realität, heute schon, aber ganz anders als gedacht.

Kann die Musik etwas dazu tun, Zustände wie die Aktuellen überleben zu helfen?

Mir wurde zeitweise, in den Zeiten der 68er häufig vorgeworfen, dass ich in meine Kunst flüchte und die Realität nicht sehen und hören wollte. Ich sah und hörte dies nie so wie die meisten meiner Mitbürger. Musik war für mich nie Flucht, sie war immer alles, immer all das, was mit den diversen Realitäten, den Fantasien, meinen zigfachen RealitätFantasieTräumen zu tun hatte. Es war und ist immer mein solches Leben, in allem und jedem.

Die heilende Wirkung der Musik

Am Deutlichsten und wiederum am Normalsten begriff ich das, was Musik ausmacht, als meine Tochter sich eines Tages nach dem Abitur auf einem Studentenfest in Tübingen einen Virus einfing. Als ich einige Tage später die Werte aus dem Labor holte, antwortete der Arzt dort auf meine Frage, was man da tun könne: „Nichts. Entweder überlebt der Virus ihre Tochter, oder ihre Tochter den Virus.“

Wow, was für ein Satz!

Wir brachten sie in die Filderklinik, eine anthroposophisch ausgerichtete Klinik. Dort blieb sie drei Wochen, erhielt keine chemischen Medikamente, sondern einfachstes, meist flüssiges Essen, viel Ruhe, kaum Besuche und – die meiste Zeit von Musiktherapeuten gespielte, feinsinnige, ruhige, rhythmisch und harmonisch geordnete Harfenmusik. Selten war eine leise Flöte dabei. Nach drei Wochen wurde sie geheilt entlassen.

Mozart

Wahrscheinlich lacht der eine oder andere jetzt über mich, wenn ich ein solches Beispiel hier anführe, aber für mich ist Musik das, was ich dort in der Klinik erlebt habe und was ich täglich erlebe, wenn ich selbst aktiv musiziere.

Sie ist etwas Unglaubliches, Unerschöpfliches, Heilendes, Strukturbildendes, Denkerisches, Kraftschöpfendes, auch Entlarvendes und es ist immer mehr als nur das Sahnehäubchen für die Silberlocken. Musik hat sich nichts mit Überfluss, mit Maßlosigkeit zu tun, mit dem materiellen oder finanziellen Wachstum, ohne dass man scheinbar in dieser materiellen Welt nicht leben kann.

Wenn dann hat Musik nur mit geistigem und denkerischem, fühlendem, spürendem, inneren, humanem Wachstum zu tun.

Don Giovanni und der Klang des Steins

Letzthin sahen wir uns wieder den Amadeus-Hollywood Film an mit dem bekannten Ende, in welchem Mozart wahrscheinlich an der Pest oder etwas ähnlichem starb, auf jeden Fall im Massengrab zusammen mit einigen Dutzend der Pest Erlegenen „beerdigt“ wurde. Natürlich hat der Film nichts mit der Realität zu tun, will er wahrscheinlich auch nicht.

Aber was bleibt, immer bleibt, ist diese unglaubliche, schöne, leichte und zugleich tiefe Musik, die Feinheit in einer Zeit, die nicht fein war, die sich aufschwang eine der großen Revolutionen zu entwickeln.

Seine, die Mozartsche* Musik blieb und bleibt bei mir haften wie keine andere, so groß die Meister von Bach, Beethoven, Wagner, Chopin, Mahler oder wer auch immer auch sein mögen. Durch ihn, durch den Don Giovanni* geriet ich in die Welt der Steine, dort, als der Komtur* als steinernes Denkmal anfängt zu singen, begriff ich dass es der Stein ist, der tönt.

Mozart

Und in der Vertiefung verstand ich den spanischen Mythos des steinernen Resonanzgebirges, wo die Menschen, die die Flügel zu nehmen hatten*, entscheiden können, wenn sie dort mit den Steinen in Resonanz gehen, wieder neu geboren auf die Erde zurück zu kehren. Was für ein Mythos, denke ich seitdem.

… und ein paar Jahre später begann ich in Salzburg an dem Haus*, das nach dem Meister benannt ist, zu lehren. Und das dann 22 Jahre lang.

So stieß ich vorgestern beim Aufräumen auf einen Artikel von mir, den ich in der Zeit schrieb, las ihn mit Schmunzeln, Gänsehaut, auch einem lautem Lachen zwischendurch und muss ihn einfach, obwohl er wohl die nächsten 2 Newsletter füllen wird, in seiner Gänze hier zitieren. Ich nannte ihn damals:

MozArt*

Mozarts Geburtshaus*: Salzburg Getreidegasse, Salzburg Makartplatz: Das Wohnhaus, dazwischen die Salzach, welche die Stadt in zwei Hälften teilt, den Mönchsberg zur Einen, den Kapuzinerberg zur Anderen. Wahrscheinlich gibt es mehr Kirchen auf der Mönchsbergseite, sicher bin ich da nicht.

Cafés gibt es überall, im Geburtshaus und im Wohnhaus, immer unten drin, im Gewölbe. Vom Geburtshaus geht man am besten Richtung Osten durch die Häuser, die im Erdgeschoss von Gassen durchzogen sind, hindurch, die Gewölbe mit den Schaufenstern, den Läden, den Gasthäusern, meistens in den letzten Jahren von Chinesen und Japanern beherrscht, die sich in der Menge das Leben gegenseitig schwer machen.

Mozart

Kurz darauf steht man am Hanuschplatz, der immer nach Fisch riecht, überquert den Makartsteg, eine neuere Brückenkonstruktion, leicht gewölbt, neben welcher seit einigen Jahren der Amadeus ankert, ein Motorsightseeingboot, welches auf der Salzach schippert, hinauf Richtung Hallein bis zur Höhe von Hellbrunn, um schneller im Schloss zu sein, den Wasserspielen und dem Tierpark mit den Wölfen.

Vorbei am Café Bazar, dann dem Sacher, dem Österreichischen Hof, der hin und wieder weiträumig abgesperrt wird, wenn die Prominenz überhand nimmt, kurz vor der Post, gegenüber dem prächtigen Nobelhotel Bristol, hinter welchem sich der Neubau meiner Universität hochschraubt.

Schräg gegenüber der Kirchn rechts dran steht das Mozartsche Wohnhaus dann, das Café unten ist neu oder neuer, zwei, drei, vier Mal war ich da, vor einigen Jahren mit Peter Härtling und der Tutzinger Gesellschaft zum letzten Mal, ein angenehmes Café, die Herrschaften sehr bemüht.

Die Häuser, das Geburtshaus, das Wohnhaus sind eigentlich immer überbelegt, über-frachtet, geradezu über-füllt, so wie seine Musik dies auf jeden Fall nicht ist. Ein trefflicher Gegensatz, denke ich immer, wenn es um die Bedeutung geht und man den Wohnort, die Landschaft, die Herkunft, den Vater, die Mutter einbezieht, um scheinbar der Musik näher zu sein.

Ich kannte die Häuser lange nicht, die Noten dafür, die kamen schon sehr früh über die Tasten in die Finger und blieben dort, sind es heute noch, breiteten sich immer schnell aus in die Hände, die Arme, den Kopf, weckten Empfindlichkeit, Schönheit, Tiefe, Fein-Sinn und, wie man heute wieder sagen kann: Spiritualität.

Mozart

tre balli

Mit ihm von Anfang an aufgewachsen im täglichen Tastenstreicheln*, über die Menuette, dem Notenbüchlein des Leopold, den paar Tönchen, die dort die linke Hand der rechten gegenüberzusetzen hatte. Und gerade die waren es, die wenigen, welche keine einzige mehr ertrugen. So mied ich lange, familiär bedingt die Stadt, die auch er begann zu meiden, die ihn zum Symbol erklärte und pflegt.

In die leere Getreidegasse kam ich eines Früh-Morgens im Jänner 1990, neblig wars, es rieselte breiten Schnee, kein Mensch war zu sehen; wie das Requiem, dachte ich, kam mit meinem Kunstwerk unterm Arm, in Decken verpackt, tre balli*, den Don Juan* betreffend, die drei Tänze im ersten Akt der Oper die im Sommer so überfüllte und damals gähnend leere Gasse entlang.

Mozart in Art im Geburtshaus war die Ausstellung genannt, alles sehr historisch, eine bayerische Bank investierte. Alle investieren, wenn die Künstler das zeitliche gesegnet haben, dachte ich, alle verdienen. Die historisch wachsende Arbeitsbeschaffungsmaßnahme eines Wolfgang Amadé ist durchaus bedenkenswert. Hier sollte zum Beispiel die KünstlerSozial-Kasse eingreifen, von der Klofrau bis zu den Solisten, sind es pro Aufführung der Oper mindestens 400 Arbeitsplätze oder mehr? Und wie oft täglich auf der ganzen Welt?

Unterm Arm hatte ich den Don Juan, meinen und seinen, obwohl Oper nie so richtig mein Ding war, damals, nur der Don Juan hatte es mir angetan, Mozart war ansonsten immer Klavier, die Tasten, die Sonaten, die langsamen Sätze besonders, in die ich mich hineinspielte.

Mozart

Hier ließ ich nicht mehr los, im leisen Verklingen des Tönens, wo ich mir zuhören lernte. Dort wo der Ton sich zurückgehend auflöste und gleich weiterdachte, wo der Finger ausholte, Alfred Cortot* geschult, obwohl noch gar nicht an den nächsten Klang zu denken war.

Dort, wo kein Beethovensches Gedröhne unten als Basis lag, wo ich immer jedes Pedal ablehnte! Pedal bei Mozart, empfand ich damals, nehmen nur die Falschspieler, es ist wie der rosane Zuckerguss auf schlechten Mehlspeisen.

Von Apfelstrudel und Mozart

Ein guter österreichischer Apfelstrudel braucht keinen Zuckerguss, keinen Schlagober*, er verfällt nicht, hat so schon gut zu sein und ist es auch. So wie ein schwäbisches Gasthaus am Kartoffelsalat zu messen ist, so ein österreichisches an den Mehlspeisen, und die Musik, und im Grunde jede, an Mozart, nur an Mozart, sie ist immer an Wolfgang Amadé zu messen.

Mozart

Wenn Du Mozart spielen kannst – und bitte schön wer kann das? – kannst Du eigentlich alles spielen. Und wer Mozart nicht spielen kann, kann nichts, gar nichts, nicht Klavierspielen, auf keinen Fall.

Friedrich Gulda* konnte Mozart spielen, natürlich (und dann geht auch Bach). Zum Beispiel den langsamen Satz aus der F-Dur-Sonate 2. Band sah und hörte ich von ihm, dort wo er anschließend den Meister vom Himmel heruntersteigen sah (und er hatte Recht).

Ich, wieder umgehend infiziert, spielte die Nacht durch, kein Nachbar mokierte sich, im Gegenteil, sie schliefen wohl besser. Ein sehr filigraner Satz dieser B-Dur-Satz, der fast zu populär anfängt, der sich dann aber schon im ersten Takt beginnt nach oben zu trillern, zu Doppelschlägen* während die Albertis* in der linken langsam, fast behäbig nach unten wandern.

Keine Musik der langen Einleitungen, der Wagnerschen Rheingoldelegien*. Schon gleich zu Beginn wird das Wort ergriffen, begreift der Zeigefinger der rechten Hand in der Fingerkuppe den nie nebulösen Hauch eines drehenden Wiener Derwisches, der dies in Mannheim erspielte, windet sich, auftaktig umgarnend die weiteren Triastöne* nach oben, um dies im 3. und 4. Takt in moll zu wiederholen, nach B-Dur in b-moll, nach der holden Weiblichkeit (siehe C.F.D. Schubarts Ästhetik*) in die griesgrämige Ungeheuerlichkeit seiner Variante* und um anschließend (zurück in B-Dur) synkopisierend* wieder in kürzeren Sequenzen* sich auf den Ausgangspunkt zurückzuziehen.

Da ist kein Pedal zu gebrauchen und wenn wer welches nimmt, der sollte eben nicht Mozart spielen. Der vergreife sich an Herrn Claydermann*, das geht.

Bach, Bruckner, Schubert, Beethoven – und Mozart blieb

Mozart ist der einzige, der übrig blieb, nachdem ich Bach zeitweise verloren hatte, von dem ich meinte ihn spielen zu müssen, zu dem ich mich aber eigentlich immer zwingen musste, dann die sommerliche Bachtherapie* den Steinen* dahingab, immer in der Zweistimmigkeit verblieb, die für das innere Einrichten ausreichte.

Wagner* war mit 4 Mal Bayreuth* gut bedient, ausgereizt, verehrungswürdig für die Könige und Kaiser, nicht mehr für mich. Bruckner* nach großer anfänglicher Liebe immer zu barock und zu mächtig, 2 Mal im Jahr war in Ordnung, meistens brach ich dazwischen ab, wollte ihn mir aufheben für die Zukunft, die 2 Mal im Jahr.

Schubert* nimmt eine vergleichbare Position ein wie der Mozart, aber bei genauerem Hineinhören dann doch wieder oftmals nicht, die Klaviersonaten*, die letzten vier ausgenommen, die nehm ich schon auf die Insel mit. Aber im Grunde, sind auch die von Mozart. Nur den langsamen Satz aus der B-Dur, den hätte er wahrscheinlich doch nicht hinbekommen, der Wolfgang, vielleicht erst nach dem Requiem*, aber erst viel später wahrscheinlich.

Beethoven legte ich damals oft wieder weg, nur an Weihnachten nicht, da verehre ich der Fürstin den zweiten Satz der Pathétique*. Von ihm, dem großen Heroen habe ich merkwürdigerweise eigentlich fast nichts gelernt, da waren alle immer so schnell zufrieden, beeindruckt. Obwohl ich mehr zu üben hatte, ging es leichter, zuviel Gedöhns und Gedröhns, der Meister, der Schubertverächter (ohne es wirklich zu wissen).

Ethik und Feinheit bei Mozart

Wobei die Symphonien am Klavier vierhändig, das geht wieder und klingt, besonders der langsame Satz der Siebten. Aber danach? Am besten den f-moll-Satz aus der F-Dur im ersten Band vom Wolfgang. Warum spüre ich mehr (?), nachdem die linke keinen der riesigen Akkorde des Heroen zu spielen hatte, sondern nur die Terz, den Triller der rechten fundierend.

In der Punktierung* des Motivs des ersten Taktes schwingt schon das ganze Gebilde den Drehtanz (ist es ein Walzer?) im Adagio des schauerlichen f-moll*, verliert sich in die Mittelstimme des 2.Takt in die Subdominante*, um im dritten Takt im Bass wieder aufzutauchen, in der Dominante*, im weiteren zwei Mal den Schluss durch den Trugschluss* hinauszögernd, während die Dominante immer das Motiv*, in Terzen* in den Oberstimmen spielt. Dann Generalpause*, Einhalt, Wechsel.

Was war es, was ich hier gelernt habe, Empfindlichkeit? Feinheit? Hohe ethische Moralität? Alles, was mit Musik zu tun hat, weiß ich heute. Struktur, Klarheit, ständiger Einfall, formaler, stimmiger Bogen, zu HauseSein, Einfinden.

Die (Mozart)Kugel* verschafft, trotz offensichtlich anderer Meinung der Gäste, keine Musikalität, aber ein gutes Gefühl, ein Gespür für die Seligkeit, den Likör mag ich nicht, dann lieber Marillen, den Unmengen von Menschen, die die Stadt ohne Unterbrechungen das ganze Jahr heimsuchen und ihm huldigen, denen sollen die Weine, Kaugummis, Tücherln und was es da noch so gibt, bleiben.

 

So viel für heute – im nächsten Newsletter erscheint die Fortsetzung meines Artikels MozArt.

Bis dahin,
Herzliche Grüße

Ihr Klaus Fessmann

 

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Register:

  • Mozart: Wolfgang Amadeus Mozart, österreichischer Komponist, lebte von 1756-1791 in Salzburg und Wien. Komponierte den gesamten klassischen Zyklus von Sonaten, Symphonien, Konzerten, Streichquartetten, Liedern, Opern, geistlichen Werken. Sicherlich einer der bedeutendsten, wenn nicht der bedeutendste Komponist.
  • MozArt:  Die spezielle Kunst von W.A. Mozart und die Kunst über ihn bekommt oft den Begriff MozArt zugewiesen, die Wortverbindung zwischen Mozart und ART.
  • Don Juan, Don Giovanni: ist in der europäischen Dichtung der Archetyp des Frauenhelden. Berühmt wurde diese Figur durch das Theaterstück des Mönchs Trios de Molina mit dem Titel: „Der Spötter von Sevilla und der steinerne Gast“. Diese Thematik zieht sich ab dem 16. Jahrhundert durch verschiedene Gattungen der Literatur, der BK und der Musik.
  • Komtur: ist eine Figur aus der Oper von Mozart, symbolisiert den Adel der damaligen Zeit mit all den Ehrvorstellungen. Er versucht, die verloren gegangene Ehre seiner Tochter Donna Anna zu rächen, und stirbt am Beginn der Oper beim Duell des Don Juan.
  • „Flügel nehmen“: ist ein Ausdruck meines Freundes Urs Furrer für den Vorgang des Sterbens.
  • Haus (Mozarteum): Mit „Haus“ meine ich die Universität Mozarteum in Salzburg, an welcher ich von 1997 bis 2019 Professor für Komposition war.
  • Mozarts Geburtshaus: Das Geburtshaus steht in der Getreidegasse und ist einer der am meisten besuchten Orte von Salzburg. Hier wohnte die Familie Mozart und Wolfgang wurde dort geboren. Heute ist es eine Verbindung zwischen Museum und Shop mit all den Dingen, die sich Mozart sicher nicht vorstellen konnte.
  • Tastenstreicheln: ist ein Ausdruck von mir. Ich konnte den Begriff „Anschlagen“, der den Vorgang des Töneerzeugens am Klavier beschreibt nicht mehr aushalten und verwenden und, nachdem ich beim KlangSteinSpielen immer als der Steinstreichler bezeichnet wurde, wandte ich diesen Begriff auch beim Klavierspielen an.
  • tre balli: sind die drei Tänze am Ende des ersten Aktes der Oper Don Giovanni von Mozart und die Komposition, in welcher er die höchste Komplexität komponiert hat. Die drei Tänze verbinden auf der Basis der durchgehenden Achtelnoten drei verschiedene Rhythmen, den 3/4, den 2/4 und den 3/8 Rhythmus. Diese Stelle faszinierte mich, seit ich sie zum ersten Mal gehört hatte immer wieder und eines Tages kam es dann zum dem Ereignis, welches ich hier beschreibe.
  • Alfred Cordot: war ein bedeutender französischer Pianist, der eine der besten Klavierschulen geschrieben hat, die ich ausführlich studieren durfte.
  • Schlagober: ist ein typisch österreichischer Begriff, der nichts mit einem Schlag auf den Ober zu tun hat. Es ist die Bezeichnung für die Schlagsahne auf den Mehlspeisen.
  • Friedrich Gulda: war einer der großartigsten Pianisten, Komponisten und Künstler, die ich hören durfte und immer noch auf YouTube hören darf. Unvergessen sein letztes Konzert in Salzburg, als er ankündigte Bach zu spielen. Er kam auf die Bühne, setzte sich schräg auf den Hocker und meinte dass er keine rechte Lust auf Bach heute hätte und lieber improvisieren wollte. Zumindest die Hälfte des Publikums, die Freunde klassischer Musik murrten lautstark und er entgegnete, dass sie sich das Geld draußen an der Kasse zurückgeben lassen könnten. Tatsächlich stand ca. die Hälfte auf und verließ den Saal. Gulda saß danach einige Zeit mit seinem indischen Cappy geschmückt am Flügel, wandte sich dann zum Publikum und sagte: „Jetzt soan di Deppn draußn, jetzt kömma Boach spüln“. Und spielte Bach ca. 3 Stunden ohne Pause.
  • Albertis: Albertibässe sind die typische Begleitung seit der Wiener Klassik. Benannt nach seinem Erfinder Domenico Alberti werden die Töne eines Dreiklang nicht gleichzeitig gespielt sondern nacheinander. Nimmt man die drei Töne 1 = Grundton, 3 = Terz, 5 = Quint dann spielte man die Töne nacheinander in der Folge 1 – 3 -5, 1 – 3 – 5 oder 1 -5 – 3 – 5 – und wiederholt diese Figur mehrfach.
  • Wagnerische Rheingoldelegien: Die Oper Rheingold von Richard Wagner ist Teil des Rings und ist unter anderem legendär durch das 136 Takte lange, über 4-minütige Vorspiel, das den Eindruck erweckt, dass sich alles, was sich hier ereignet, aus den Wogen des Rheins entwickelt. Die Musik ist von höchster Impression und Wirkung.
  • Triastöne: Die Triastöne sind die oben beschriebenen Dreiklangstöne der Intervallfolge: 1 (Prim) – 3 (Terz) – 5 (Quinn). Wenn die 3, die Terz klein ist (1 1/2 Tonschritte) spricht man von einem Moll-Dreiklang, ist sie groß (2 Tonschritte) dann von einem Durdreiklang.
  • C.F.D. Schubarts Ästhetik: Christian Friedrich Daniel Schubart war ein deutscher bzw. schwäbischer Dichter, Organist, Komponist, der von 1739 – 1791, also zur Zeit der Wiener Klassik, lebte. Sein Buch „Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst“ ist ein Werk, das jeder Musikinteressierte lesen sollte. Besonders die Abhandlungen über die Tonarten und ihre Bedeutungen sind exemplarisch. Er war der Textdichter der Forelle, das er auch komponierte. Da sehr sozialkritisch tätig, wurde er vom damaligen Fürsten für 10 Jahre auf dem Hohen Asperg, einem auch heute noch berüchtigten Gefängnis unter ungeheuerlichen Zuständen gefangen gehalten. Es lohnt sich sehr, sich mit dieser Persönlichkeit zu beschäftigen.
  • Variante: ist eine Bezeichnung aus der Musiktheorie. Tonarten (Dur-Tonarten und Moll-Tonarten) sind jeweils untereinander im sogenannten Quintenzirkel geordnet. Nach C-Dur kommt G-Dur, dann D-Dur etc. Zwischen den Dur- und Molltonarten spricht man von einer sogenannten Terzverwandtschaft. Das heißt, zu C-Dur gehört a-moll, zu G-Dur gehört emoll, zu D-Dur gehört h-moll. Mit „gehören“ meint man, dass sie dieselben Vorzeichen (# oder b) haben. Variante meint nun, dass man aus C-Dur c-moll macht, also das Geschlecht ändert, was aber bedeutet, dass die Vorzeichen der beiden Tonarten anders sind, in diesem Fall hat C-Dur kein Vorzeichen und c-moll drei b. Die Begründungen hierfür sind darstellbar, nur fehlt hier der Platz und die Zeit.
  • synkopisierend: ist ein Begriff (Substantiv Synkope) aus der Rhythmus-Lehre. Die Zeitordnungen in der Musik gehen immer vom Puls aus, der gleichmäßig, im gleichen Abstand unendlich wiederholt wird. Ein Rhythmus tritt ein, wenn die Pulse unterschiedliche Lautstärken haben. Man spricht meistens von 2er und 3er Rhythmen. Sie unterscheiden sich dadurch, dass der erste Puls betont ist und der zweite, bzw. der zweite und der dritte unbetont sind. Betonen wir jetzt im 3er Takt die 1 und die 3 und binden diese 3 an die folgende 1 dann spricht man von einer Synkope. Im Jazz ist dies permanent anzutreffen.
  • Sequenzen: sind Teile einer Komposition, die wiederholt werden, aber nicht von derselben Tonstufe aus, sondern von einer anderen Stufe, meistens eine Terz tiefer. Besonders in der Barockzeit ist dies eine häufig anzutreffende Kompositionsweise. Sequenzen, die nach
    unten gehen werden leiser, Sequenzen, die nach oben gehen, lauter.
  • Herr Claydermann: war ein Klavierspieler, der besonders schnulzige Schlager verbreitete und den ich auf keinen Fall leiden konnte.
  • Bachtherapie: Die Barockzeit hatte als Charakteristikum die Verbindung von Kunst und Wissenschaft. Sie bemühte sich intensiv, die im 16. Jhd. neu entstandene Instrumentalmusik durch die Lehre der Affekte, die sie erzeugt, zu deuten. Ich hatte für mich die Bach-Therapie so entwickelt, dass ich am Anfang der Sommerferien nach dem immer größten Hochschulstress nicht in das berühmte „Loch“ fallen wollte, sondern die Ferien vom ersten Tag an genießen wollte. So spielte ich 3 Mal am Tag die 2- und 3-stimmigen Inventionen von J.S.Bach im selben Tempo auswendig und streng durch und schaffte es dadurch, meine innere Struktur und meine Selbstheilungskräfte zu stärken und zu ordnen. Nach maximal 3 Wochen war ich völlig erholt.
  • Klang-Steine: Der Begriff KlangSteine ist eigentlich eine Tautologie. Nada Brahma, der indische Begriff für die Welt ist Klang deutet darauf hin, dass alles in dieser Welt klingt, alles, alle Phänomene, alle Materialien, alle Pflanzen, alle Lebewesen Klang als eine ihrer Eigenschaften besitzen und in der Lage sind zu klingen.
  • Inventionen: Invention meint konkret übersetzt Erfindung. Erfindung kommt von finden, etwas entdecken, etwas erkennen und etwas danach gestalten. Bach schrieb für seine Schüler 2-und 3-stimmige Inventionen und sie, die Schüler, hatten die Aufgabe, diese Stücke zu üben, sie musikalisch verstehen zu lernen und für die nächste Stunde eine Composition in derselben Art zu schreiben. Eine Composition, die die Mittel verwendete, die auch Bach verwendet hatte.
  • Richard Wagner: Der große Opern-Komponist der deutschen Romantik lebte von 1813 – 1883. Sein Ruhm rührt, neben all den politischen Verwicklungen (von Ludwig dem Zweiten bis zu Adolf Hitler) aus einigen musikalisch bedeutenden Neuheiten und Errungenschaften her. Der Begriff der „unendlichen Melodie“, der besonders in der Oper Tristan und Isolde nachweisbar ist, die Aufhebung der Formteile Rezitativ und Arien zu durchkomponierten Partien, die Erweiterung des Orchesters und die Entwicklung neuer Instrumentationen, dazu eine extreme Leistungsanforderung an die Stimmen um nur einen kleinen Teil der Neuerungen zu erwähnen. Alles weitere muss hier der eigenen intensiven Beschäftigung anheim gestellt werden gemäß dem Motto: „Je staber der Reim, desto Wagner das Werk.“
  • Bayreuth: Im fränkischen Bayreuth gelang es Wagner, ein Operngebäude zu erstellen, in dem er alle seine Vorstellungen realisieren konnte. Ein überdeckelter, vier Meter tiefer Orchestergraben, einmalig in der Welt, erlaubte ihm die instrumentalen Mischungen hörbar zu machen. Die Bühne ist bis auf 150m in der Tiefe erweiterbar, dem Gesamtbau liegt die Architektur eines griechischen Theaters zugrunde und die Oper wird nur im Sommer und nur mit den Wagnerischen Werken bespielt. Dazu das eigene Wohnhaus und Komponierhaus, die Villa Wahnfried. Eine ganze Stadt und eine ganze Region lebt von diesem Unternehmen Wagner.
  • Bruckner: Anton Bruckner, österreichischer Zeitgenosse von Wagner (11 Jahre jünger) kann nicht gegensätzlicher sein als der Bayreuther. Bruckner war zunächst Dorfschullehrer, tiefgläubig, ein großartiger Organist und Komponist. Er war extrem bescheiden, nahezu ohne Selbstbewusstsein und hochbegabt. Im Mittelpunkt seines Schaffens stehen die 9 Symphonien, wobei er den Typus der
    Finalsymphonie entwickelt hat, in welcher im letzten Satz noch einmal alle Themen der bisherigen Sätze aufgenommen werden und
    zu einer großen Apotheose führen.
  • Schubert: Franz Schubert hat in seinem kurzen Leben (1797-1828) seinen Lebensmittelpunkt so gut wie nie verlassen. Reisen war nicht sein Thema, er war scheu, ein Komponist der Nichtöffentlichkeit wie man später ihn bezeichnete. Und trotzdem wurde seine komponierte „Winterreise“ das berühmteste Stück seiner über 600 Lieder, die er schrieb. Die Formen der Lieder sind vielfältig, die beiden Gegensätze sind das Strophenlied und das neue, das durchkomponierte Lied. Dazu kommen aber noch 7 fertige und 5 nicht vollendete Symphonien, Streichquartette, ein riesiges Klavierwerk, Ouvertüren, Bühnenwerke und Kammermusik. Er arbeitete ca. 3 Wochen Tag und Nacht, trank Unmengen Kaffee und rauchte dabei und feierte anschließend beim Heurigen das Leben. Wenn man weiß, dass man nicht alt wird, dann ist das sicherlich das Richtige.
  • Klaviersonaten: Sonaten sind Instrumentalformen, also Kompostionen für ein Instrument. Das Pendant zur Sonate ist die Kantate, also Sonate kommt von sonare – klingen und Kantate von cantare – singen. Das Komponieren einer Sonate heißt im Gegensatz zur Kantate, dass bei der Kantate der Inhalt einer Komposition durch den Text gegeben ist, während bei der Sonate die Musik ausschließlich der Inhalt ist, und diese Musik ist durch eine Form geprägt. Diese Form ist in der klassischen Sonate zumeist eine Vier-Sätzigkeit, der erste Satz steht meist im Allegro, also ein schneller, sehr klar gebauter Satz in der Sonatenhauptsatzform, dann folgt ein langsamer Satz im Andante oder später im Largo oder Adagio, als dritter Satz das Menuet mit dem Trio, also ein Tanzsatz und der letzte Satz ist der schnelle, der Presto-Satz, der das Werk abschließt.
  • Requiem: ist eine Messe anlässlich des Todes eines Menschen. Das Requiem ist einer Messe ähnlich gebaut, hat nur einen dem Anlass
    entsprechende anderen Aufbau. Das Gloria und das Credo entfallen und das Halleluja wurde durch den Tractus ersetzt.
  • Ludwig van: Ludwig van Beethoven heißt der große Komponist der Wiener Klassik mit seinem vollen Namen.
  • Pathétique: ist eine der berühmt gewordenen Sonaten Beethovens. Zusammen mit der sogenannten Mondscheinsonate und der Appasionata stellen sie ein Trias dar.
  • Punktierung: ist die Verlängerung einer Note um die Hälfte ihres Wertes.
  • f-moll: ist eine Tonart die Schwermut vermittelt, Leichenklage, Jammergeächz und grabverlegende Sehnsucht (C.D.F. Schubart)
  • Subdominante: bezeichnet den Dreiklang, der auf der vierten Stufe einer Tonart gebildet wird.
  • Dominante: bezeichnet den Dreiklang, der auf der fünften Stufe einer Tonart gebildet wird.
  • Motiv: ist der kleinste Teil eines Musikstücks, den man bequem auf einem Atem singen kann.
  • Terzen: gehören zu den sogenannten Intervallen, damit meint man den Abstand zwischen zwei Tönen. Die Terzen, die große und die kleine, umfassen den Abstand von drei diatonischen Tönen.
  • Generalpause: Hier schweigt das ganze Orchester.
  • (Mozart)Kugel: Eine speziell in Salzburg hergestellte, sehr begehrte Süßigkeit.